1.) Block und Einband mit Schnur binden
Abbildung 121
Buch mit Schnur gebunden
Ich habe hier der einfachheithalber ein Schnürsenkel genommen. Der Titel war ursprünglich nicht für diese Bindeart vorgesehen. Es ist sinnvoll, dass sich zwischen der Schnürung und dem Titel ein deutlicher Abstand befindet, was hier nicht der Fall ist. Auch sieht es besser aus, wenn der Einband aus festem Karton ist.
Abbildung 122
Ein Spezialmesser zum Schneiden von Lederriemen
Man kann natürlich an Stelle eines Schnürsenkels jede Art von 'Schnur' nehmen, geflochtenen Fäden und Draht aus Eisen, Kupfer, Messing oder Silber. Bei Drähten kann man die Enden verknoten, verflechten, verspleißen oder verlöten. Das hängt einzig und alleine vom eigenen Entwurf des Einbandes ab.
Bei alten Büchern wurde häfig Leder verwendet. Entsprechende Lederriemen kann man in Bastelshops oder in Kosmetikgeschäften als Haarband kaufen. Mit einer guten Schere oder einem Riemenschneider kann man sie sich aus Lederresten selbst anfertigen.
Kommerziell wird (wurde) diese Art von Bindung bei Gesetzessammlungen, Tagebüchern und vor allem Fotoalben verwendet.
Abbildung 123
links: Gesetzbuch der Alliierten Besatzungsarmee Febr.1945 - mitten: Fotoalbum 1940er Jahre - recht Fotoalbum Irak mit 2 Schnüren
Man kann zum Lochen von Seiten natürlich auch einen normalen Bürolocher verwenden. Der Nachteil ist, für manche Bindungen werden die Löcher einfach zu groß
Ich denke, ich muss nicht erklären, wie man mit einem Bürolocher seitenmittig Löcher stanzt. Das hat wohl jeder schon tausendfach getan.
Ich beschreibe hier deshalb die Möglichkeit, an Stelle der beiden standardmäßigen Löcher 4 Löcher zu stanzen, wodurch die Bindung fester wird und meistens auch attraktiver aussieht.
Abbildung 124
An dem für den Umschlag vorgesehenen Karton wird die Position des Referenzloches markiert
Wenn Sie ein Blatt Papier mit einem Bürolocher lochen und dann den Abstand der beiden Lochmitten nachmessen, so werden Sie feststellen, dass der Normabstand der Löcher genau 8cm beträgt.
Will man nun 4 Löcher stanzen, so kann man sich die Lochposition natürlich relativ frei einteilen. Fest steht nur, dass jeweils zwei Löcher 8 cm Abstand haben. Sinnvoll ist es allerdings, bei Büchern mit einer Höhe zwischen 14cm und 30cm die Löcher alle im gleichen Abstand zu machen und zwar so, dass sich die Lochpaare überschneiden.
Hierzu geht man wie folgt vor.
Wir nehmen einen Karton in der Größe, dass er für einen einteiligen Einband ausreicht, also - bei einem Hardcover - etwas breiter ist als die Buchseite mal 2 genommen plus der für den Rücken notwendigen Breite. In diesen Karton falzen wir den Rücken ein und falten den Umschlag in seine Form.
Ich habe hier (weil einzig vorhanden) zur Demonstration festen Wellkarton genommen, was ich in der Praxis nicht empfehle, da sich Wellkarton nur ungenau falten lässt und auch später beim Blättern des fertigen Buchs steif ist und Falten wirft.
Wir stellen die Mitte der Einbandhöhe fest und messen von dort 2 cm nach oben (oder unten). Diese Stelle markieren wir am Rücken.
Abbildung 125
Ich beginne mit dem Lochen an der eingezeichneten Marke
Nun klappe ich den Einband so zusammen, dass beide Deckel aufeinander liegen und die Rückenkante, auf der ich die Markierung vorgenommen hatte die Falz bildet.
Ich lege dann den Einband mit dem Rücken so in den Locher ein, dass die 2cm vom Mittelpunkt entfernte Markierung genau an der Mittelmarke des Lochers anliegt. Nach dem Stanzen der beiden Löcher lege ich den Locher nun so an, dass das soeben gestanzte und näher an der Mitte liegende Loch vor der Mittelmarke des Lochers liegt und betätige den Locher erneut. Nun befinden sind 4 Löcher mittig an der Rückenkante des Einbandes und zwar genau in einem Abstand zueinander von 4cm.
Leider befinden sich aber auch auf dem Rückendeckel 4 weiteren Löcher, die keinen Sinn machen.
Als nächstes falte ich den Einband nun an der anderen Rückenfalz und mache erneut 4 Löcher genau an den Positionen, wo sie bei der ersten Lochung angebracht wurden.
Abbildung 126
So sollte der fertig gelochte Einband aussehen
Nun, man sieht hier unschwer, dass einige Löcher völlig sinnlos - aber nach dieser Technik - unvermeidbar sind. Will man das vermeiden, so muss man die Lochpositionen genau einzeichnen (z.B. in dem man eine fertig gelochte Inhaltsseite genau passend auf den Einband legt und die Lochpositionen mit Bleistift überträgt). Anschließend schlägt man die Löcher einzeln mit einem Locheisen (nächstes Bild) aus.
Abbildung 127
links - der gefaltete Einband und daneben 2 unterschiedliche Locheisen, rechts - die Lochpositionen werden am Rückenstreifen markiert
Der Einband wurde wieder gefaltet. Um die überflüssigen Löcher zu verdecken wird nun ein Rückenstreifen in der Farbe des späteren Einband-Umschlags aufgeklebt. Wäre das Buch dicker als 2 cm, so hätte es gegebenenfalls auch gereicht, nur einen Streifen über den Rücken zu kleben, da die zusätzlichen Löcher dann dort lägen.
Den Rückenstreifen hatte ich so geschnitten, dass er höher ist als der Bucheinband und in seiner Breite alle gestanzten Löcher verdeckt. Anschließend habe ich ihn an seiner vorgesehenen Position fixiert und die gültigen Löcher eingezeichnet.
Abbildung 128
links - der Rückenstreifen wird gelocht , rechts - der Rückenstreifen ist aufgeklebt und die überstehenden Enden wurden nach innen verklebt.
Der Rückenstreifen wird an den markierten Positionen gelocht. Das ginge natürlich gut mit dem Bürolocher, da hier die Löcher ja am Rand liegen. Ich zeige hier aber die anderen Einsatzmöglichkeiten. Man kann die Löcher einzeln mit einer Lochzange anbringen oder aber mit einem Locheisen, einem Hammer und geeigneter weicher Unterlage (hier ein Kunststoffblock) einschlagen. Die Möglichkeit der Nutzung eines Locheisens wäre auch bei Schritt 'Bild 120' möglich gewesen und hätte die überflüssigen Löcher erspart.
Abbildung 129
auf die Buchdeckel wurden Einbände geklebt
Die vorgesehenen Einbände wurden dicht an den Rückenstreifen geklebt. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass sie dort sicher fest sind. Die Einbände sollten an den Außenkanten überstehen. Die Ecken der Überstände werden im Winkel von 45° abgeschnitten und ebenfalls gut mit Kleber bestrichen. Anschließend werden sie nach hinten umgeschlagen und mit den Inneseiten der Deckel verklebt. Die Falzen, also der Stöße zwischen den Einbänden und dem Rückenstreifen werden nachgezogen.
Abbildung 130
Auf die Innenseiten der Buchdeckel werden Blätter geklebt, die bis an die Löcher heranreichen und die Einbandverklebung verdecken. Ein Buchbinder nennt diese Abdeckblätter 'Spiegel'.
Abbildung 131
Buchdeckel und Seiten werden zusammenmontiert.
Abbildung 132
Durch die Lochungen in Buchdeckel und Block wird eine Schnur gezogen
Bei einem System mit 4 Bindelöchern geht man wie folgt vor. Man zieht die Schnur, den Draht oder was immer, vom Titel aus durch eines der beiden mittig liegenden Löcher, führt die Schnur dann auf dem Hinterdeckel zum nächst gelegenen äußeren Loch und von dort zurück nach vorne. Von hier geht man dann zu dem Loch, an dem man angefangen hatte und führt die Schnur über den Hinterdeckel zu dem zweiten, bisher nicht genutzten innerem Loch. Jetzt geht man durch dieses Loch wieder nach vorne zum benachbarten (bisher nicht genutztem) äußeren Loch. Hier zieht man die Schnur wieder zum Hinterdeckel und geht wieder durch das Nachbarloch nach vorne. Beide Schnurenden liegen nur vorne. Je eines schaut aus einem der beiden mittleren Löcher heraus. Sie müssen nun nur noch verknotet werden.
Man kann es sich auch einfacher machen und zwei Schnüre nehmen , eines durch die beiden oberen Löcher ziehen und verknoten, das andere entsprechend durch die beiden unteren Löcher.
Abbildung 133
Das fertige Buch mit Loseblattbindung
Eine weitere Art der Einbandherstellung besteht in der Nutzung von Wellpappe
An und für sich ist Wellpappe nicht so gut für Einbä:nde geeignet, da Wellpappe bei häufiger Nutzung seine Steifheit verliert. Ihr Vorteil ist allerdings, dass sie genau deshalb auch bei größerer Dicke gut zu falzen ist und dass sich der Einband weich anfühlt, wie es bei Umschlägen von Fotoalben und Tagebüchern erwünscht ist. Um eine bessere Formstabilität zu erreichen, wird der Einband später innen mit steifem Karton hinterklebt.
Abbildung 134
Der Wellkarton wurde so geschnitten, dass die Wellenrichtung senkrecht zum Buchtext steht. Ein Stück Buchbinderleinen wurde so zurecht geschnitten, dass es rund 4cm breiter und höher ist als der Karton. Zum Verkleben nehme ich dieses mal Buchbinderleim, da er dickflüssiger ist und auch sehr schnell anzieht. Ich hätte auch dünn aufgetragenen Holzleim (dünn, damit er nicht durch das Leinen drückt) oder Kontaktkleber (der nicht ablüften darf) nehmen können.
Abbildung 135
links eine selbstgefertigte Falzpresse, rechts die eingepressten Falzen
Hier habe ich mir zur Demonstration eine Prägeleiste gebaut, mit der ich alle Rückenfalzen in einem Arbeitsschritt einpressen kann. Das funktioniert mit so einfachen Mitteln nur bei sehr weichen Einbandmaterialien, wie z.B. Wellpappe. Hierzu habe ich die Rückenbreite des Buchblocks ausgemessen und dann in ein etwa 5cm breites Holzbrettchen an Ober- und Unterkante genau ausgerichtet je 4 zwei Millimeter kleine Löcher in den Abständen '1cm - Rückenbreite - 1 cm' gebohrt und an den zugehörigen Löchern an der Ober- und Unterkante zuvor an den Enden abgewinkelte Drähte eingeschlagen. Zum Schluss habe ich jeweils unten und oben in die Mitte einen Loch gebohrt, in das die in gleicher Position auf der Gegenplatte eingelassenen Holzbolzen passen, so dass sich die beiden Presshölzer nach Zusammensetzten nicht mehr verschieben lassen.
Auf die Unterseite mit den Bolzen lege ich nun erst die Pappe mit der Klebefläche nach oben. Hierbei muss man sorgfältig darauf achten, dass der Karton mittig liegt und mit einem Winkel prüfen, ob der Karton genau senkrecht zur Pressleiste liegt, ansonsten werden die Falze schräg eingepresst und der spätere Einband wird schief. Einfacher ist es daher, wenn man statt dem unteren Pressholz ein Brett verwendet, das größer als der Umschlagkarton ist, in dem man zuvor die Position des Kartons genau einzeichnet oder gar Anschläge befestigt.
Ist der Karton ausgerichtet, so lege ich den Einbandstoff mit seiner Unterseite auf den Karton. In meinem Falle lagen die Passerbolzen so dicht am Karton dass ich das Leinen an diesen Stellen ebenfalls lochen musste, um das Oberteil der Falzpresse auflegen zu können. Das ist nicht weiter tragisch, da der Leinenüberstand ohnedies nach hinten umgeschlagen wird und später nicht mehr sichtbar ist.
Das Zusammensetzen der Pressleisten muss recht zügig gehen, da das Leinen nicht in den Falzen gedehnt werden, sondern sich noch verschieben soll.
Der Aufwand mit einer Falzpresse lohnt sich nur, wenn man eine kleine Serie herstellen möchte. Ansonsten ist es sehr viel rationeller, die Falzen wie zuvor beschrieben einzudrücken, wobei man eine etwas dickere Klinge verwenden sollte.
Abbildung 136
der mit Leinen kaschierte Einband von vorn und hinten.
Der Einbandkarton ist nun mit Leinen überzogen. Anschließend bügele ich ihn noch von außen. Dadurch glättet sich nicht nur das Leinen, sondern auch der Leim verfestigt sich. Dieses Verfahren kann man so weit komplett für einen normalen Hardcovereinband übernehmen.
Abbildung 137
Die Innenseiten der Buchdeckel werden mit leichtem Karton verstärkt
Um nun die Umschläge der Leinwand auf der Innenseite abzudecken, werden die Deckelflächen an ihren Innenseiten komplett überklebt. Damit der Wellpappeeinband nicht so leicht seine Steifigkeit verliert, verklebe ich auf der Innenseite nicht wie üblich festes Papier, sondern leichten Karton. Dabei muss man darauf achten, dass dieser nicht weiter als bis zur ersten Falz reicht, da sich der Einband ansonsten später nur schwer öffnen ließe, ev. sogar an der Falz einreißen könnte.
Abbildung 138
Der Buchtitel wird auf Bügelfolie gedruckt und aufgebügelt. Zur besseren Ausnutzung der Folie habe ich den Titel gleich mehrfach gedruckt, um die überschüssigen drei Ausführungen für andere Projekte nutzen zu können.
Nun ist der Einband weitgehend fertig und es fehlt vor allem der Buchtitel. Hier verwende ich Bügelfolie, die wie normales Papier mit jedem Laser- oder Tintenstrahldrucker bedruckt werden kann. Der Nachteil, sofern man das so sieht, ist, dass bei diesem Verfahren immer ein Hintergrund mit aufgebracht wird.
Abbildung 139
Ich verwende zum Lochen der Blockseiten einen Multilocher. Im rechten Bild sieht man oben eine einzelne Stanzeinheit.
Die Anschaffung eines Multilochers ist nur bei professioneller Fertigung sinnvoll. Sie kosten mehrere hundert Euro. Eingesetzt werden sie üblicherweise zum Lochen von Offset-Druckplatten. Die Löcher sind kleiner als die von Bürolochern gestanzten Löcher, was bei Verwendung von Buchschrauben sinnvoll ist. Man kann damit bis zu 18 Löcher gleichzeitig stanzen. Was aber hier wesentlich ist, man kann die Lochstanzen beliebig entnehmen und deren Abstände beliebig einstellen. Ich habe
in diesem Falle alle Stanzeinheiten bis auf zwei Stück entfernt und deren Abstände so eingestellt, dass die Seiten des Blocks in den Positionen 1/4 und 3/4 gelocht werden. Dadurch ist an der Blatthinterkante kein Punkt weiter als ein Viertel der Seitenhöhe von einem Befestigungsloch entfernt.
Abbildung 140
Da die Löcher weit innen angebracht werden, lassen sie sich nur mit einem Locheisen einschlagen.
Ich lege eine der fertig gelochten Seiten passend auf die Innenseite des Vorderdeckels. Dabei beachte ich, dass ein geringer Abstand zur Rückenfalz bestehen bleibt. Anschließend schlage ich die beiden Bindelöcher ein. Gleichermaßen verfahre ich bei dem Rückendeckel.
Ich benutzte hierzu für eine Bindung mit Buchschrauben ein 4mm Locheisen. Unter den Deckel lege ich beim Stanzen einen sauberen Holzblock oder, was noch besser ist, einen Block aus PVC.
Abbildung 141
links - Falzen des Einbandes, rechts- das fertige Buch
Die zuvor nur eingepressten Falzen werden an der scharfen Kante eines Klemmholzes eingebogen, um dem Einband seine Buchform zu geben. Anschließend werden 2 Buchschrauben in Länge der Rückenbreite in den Hinterdeckel eingeführt und die Buchseiten werden darauf in ihrer korrekten Reihenfolge aufgefädelt. Zum Schluss wird der vordere Buchdeckel beigeklappt und die Buchschrauben werden über ihm geschlossen. Das Buch mit einer Buchschraubenbindung ist fertig.
Abbildung 142
Buchschrauben gibt es in verschiedenen Längen und Oberflächen.
Abbildung 143
historische Bücher mit Buchschrauben: links - Hypnose-Lehrbuch 'Flowers Kollektion' um 1890, rechts- Citroen Ersatzteilkatalog 1957
Abbildung 144
Das Hynosebuch 'Flowers' besitzt noch die Besonderheit, dass hier nicht einzelne Seiten,
sondern komplette, thematisch abgeschlossene Hefte eingebunden wurden.
Anstelle von Buchschrauben kann man den Block natürlich wieder mit Riemen, Schnur und Daht einbinden. Man kann auch, wenn es zu Thema passt (z.B. bei einem Buch mit technischem Inhalt) normale Metallschrauben mit Muttern verwenden, man kann Blechstreifen durch die Löcher ziehen, wie das bei handelsüblichen Heftleisten der Fall ist, man kann den Block vernieten oder verlöten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Abbildung 145
Warenkatalog um 1930 mit eingenietetem Buchblock
b) verdeckte Bindung
Einerseits kann eine sichtbare Loseblattbindung optisch ansprechend sein, andererseits hat sie den Nachteil, dass Bücher, die in dieser Art mit Buchschrauben oder anderen harten und über den Einband herausragenden Hilfsmitteln gebunden werden, bei Verwahrung in einem Bücherregal die Einbände von Nachbarbüchern verkratzen oder sogar noch stärker beschädigen.
Für Bücher, die in Bücherschränken verwahrt werden sollen, bietet sich daher eine verdecke Loseblattbindung an. Auch hier kann man zwischen zwei verschiedenen Methoden unterscheiden, der doppelseitigen Bindung und der einseitigen Bindung.
1.) doppelseitige Bindung:
Abbildung 146
Die Seiten und Einband sind ausgedruckt
Abbildung 147
Seiten und Einband werden auf das vorgesehene Maß geschnitten.
Wichtig ist, dass der Einband bei diesem Verfahren nicht nur länger sein muss, als 2x die Seitenbreite zuzüglich der Rückenbreite, sondern hierzu noch 4 x 1,5cm für die Falzleisten hinzukommen. Die notwendige Einbandlänge beträgt in diesem Fall somit 2x Seitenbreite + Rückenbreite + ca. 6cm + Sicherheitszuschlag von wenigstens 5mm.
Auch in der Höhe lasse ich den Einband sicherheitshalber etwas breiter als die Seitenhöhe, um gegebenenfalls ausgleichen zu können, wenn die Falzen nicht genau winklig werden.
Abbildung 148
Der Einband wird zur Verwendung als Loseblatt-Sammler gefalzt
Bei diesem Schritt muss man darauf achten, dass alle Falzen genau senkrecht zur Einband-Breite sind, ansonsten stehen später Vorder- und Rückendeckel schräg zueinander. Ich verwende hierzu ein altes Zeichenbrett mit im Winkel von 90 Grad befestigtem Lineal. Es gibt auch Rollen-Schneidemaschinen, bei denen man die Schneiderolle gegen eine Falzrolle austauschen kann.
Zuerst ziehe ich auf dem Vorderdeckel eine Falz mit dem Abstand der Buchbreite von der Vorderkante des Deckels gerechnet. An dieser Falz knicke ich den Einband um 180 Grad ein, wobei ich darauf achte, dass die Ober- und Unterkanten jeweils deckungsgleich sind.
Nun ziehe ich in einem Abstand von 1,5cm von dieser Falz eine weitere Falz und knicke den Einband um 180 Grad zurück. Erneut falze ich den Einband, aber diesmal in Rückenbreite, wobei ich darauf achte, dass ich diese eher knapp als zu weit berechne.
Nun ziehe ich erneut zwei Falzlinien im Abstand von 1,5cm und knicke den Einband wieder M-förmig.
Wie man auf der Abbildung 143 sieht, ist nun ein Bucheinband entstanden, der innen rückenseitig zwei Falzleisten besitzt.
In den Falzen dieser Leisten trage ich Klebstoff auf und verbinde die jeweiligen Leistenhälften zu einer steifen Leiste. Man kann die Leistenhälften auch mit Drahtklammern heften, was schneller geht, aber sicher nicht schöner ist.
Abbildung 149
Die Seiten und die Falzleisten des Einbands werden gelocht
Die Seiten wurden an Ober-und Unterkante und vorne auf Maß geschnitten und gelocht. Auch die Falzleisten wurden gelocht. Ich habe hier einen einfachen Bürolocher verwendet. Aber - bei normaler Einschubtiefe des Lochers beträgt der äußere Abstand der Löcher 13mm. Ich hatte die Falzleiste 15mm breit gemacht. Neben den Löchern bliebe daher bei normaler Lochertiefe an den Buchseiten nur noch 1-2mm Rand, was sehr schnell zum Ausreißen der Seiten führen würde. Ich habe daher rechts und links in die Anschläge des Lochers jeweils zwei Streichhölzer geschoben, wodurch die Löcher in die Mitte der Falzleisten versetzt werden.
Abbildungen 150
Einband und Seiten werden zusammengesetzt.
Nun muss ich nur noch den Einband mit den Buchseiten verbinden. In diesem Falle habe ich die Blechklammer einer Heftmappe genommen. Wenn man diese Bindung endgültig machen möchte, kann man die Blechstreifenenden mit sich oder dem Verstärkungsstreifen verlöten. Hierzu heftet man an oberste Stelle direkt unterhalb der zu verlötenden Metallteile ein zusätzliches, leeres Blatt oder eine hitzebeständige Folie, damit das Buch keine Brandstellen oder Lötfettflecken bekommt. Nach vorsichtigem Sauberwischen der Lötstelle reißt man diese Seite wieder heraus.
Gegebenenfalls schneide ich am Ende die zu weiten Überstände des Umschlages mit einem scharfen Messer weg.
Weitere Befestigungsmöglichkeiten sind einzelne Biegeklammern oder Nieten.
Abbildung 151
Das Loseblattbuch mit doppeltseitiger Bindung von oben gesehen. Wer genau hinschaut sieht, dass ich hier keine Einzelblätter, sondern Hefte verwendet habe, um den bereits vorhandenen Satz nutzen zu können. Abgesehen davon, ist die Gefahr, dass Seiten herausgerissen werden, bei Faltblättern und erst recht bei Heften wesentlich geringer, als bei Einzelblättern.
Abbildung 152
historische Bücher mit doppelseitiger, verdeckter Loseblatt-Bindung.
links: Wehrmachtsbuch 1938 mit Schraubbindung rechts: Gesetz zur Entnazifizierung 1947
Wie bereits erwähnt, ist die Loseblattbindung vor allem bei Rechts- und Verwaltungsbüchern zu finden, bei denen regelmäße Aktualisierung vorgesehen ist. Hier das Verwaltungsrechtsbuch 'Denazification Law' der Amerikanischen US-Militärregierung (Bayern) von 1947. Wie man erkennen kann, wurden hier die Falzleistenhälften der Einfachheit halber getackert.
Die folgende Version beschreibt, wie man die gleiche Art Bindung 3-teilig anfertigen kann, um das Problem zu umgehen, dass der für den Einband vorgesehene Karton nicht lang genug ist, um die Deckel, den Rücken und die Doppelfalzen herzustellen. Auch habe ich den Einband hier als Hardcover angelegt.
Abbildung 153
der Karton für den Einband wurde zurechtgeschnitten
Nach Fertigstellung des Buchblockes in einer der oben besprochenen Arten, schneide ich für den Einband dicken Karton für Vorder- und Rückendeckel und einen Streifen für den Rücken zurecht. Bis auf den Rückenstreifen, der exakt die Breite des Rückens des Buchblocks haben muss, gebe ich einige Millimeter an allen Seiten zu, um den Einband nach seiner Montage auf genaues Maß schneiden zu können und dabei eventuelle Winkelfehler der Montage auszugleichen.
Zusätzlich zu den Einbandteilen aus dickem Karton schneide ich entsprechende Stücke aus dünnem Karton bzw. dickem Papier. Bei diesen Teilen gebe ich an jeweils einer Deckelhochkante einen 1cm breiten Streifen für die spätere Falz zu, am Rücken eine entsprechende Zugabe auf der linken und der rechten Seite.
Abbildung 154
je ein dickes Kartonteil wurde auf eine dünnere Kartonunterlage geklebt, so dass seitlich, am Rückenteil auf beiden Seiten, ein 1cm breiter Falzstreifen verbleibt.
Abbildung 155
die Falzlinien werden eingepresst und die Falzstreifen abgeknickt.
Abbildung 156
Einbandteile wurden an den Falzlinien zusammengeklebt, links Einband von innen, rechts von außen. Wie man auf dem linken Bild sieht, habe ich für den Einband alten Karton verwendet.
Abbildung 157
Der Einband wird an den Buchblock angepasst.
Besonders große Aufmerksamkeit widme ich dem Umstand, dass der Rückenstreifen genau senkrecht zur Buchoberkante steht und genau in der Mitte zwischen den späteren Vorderkanten des Buchs liegt, denn ich möchte den Einband mit Stoff überziehen, was einen späteren Korrekturschnitt ausschließt. Ich markiere die Schnittlinien und beschneide den rohfertigen Einband in der Schneidemaschine.
Abbildung 158
Der Leinenumschlag wurde zugeschnitten und bedruckt.
Ein Stück Buchleinen wurde zurechtgeschnitten, wobei großzügig Stoff zur genauen Anpassung und für den Umschlag auf die Innenseite belassen wurde. Ich habe hier Buchleinen ausgewählt, das auf der Rückseite papierkaschiert ist. Das hat den Vorteil, dass es steifer ist und sich leicher verarbeiten und bedrucken lässt. Zudem besteht keine Gefahr, dass der Kleber durch den Stoff weicht.
Zum Bedrucken des Stoffs ist jeder Tintenstrahldrucker geeignet. Zu beachten ist, dass sich die Farben des Druckers durch chemische Reaktionen mit der Stofffarbe verändern können und der Druck auf dunklem Stoff nur sehr wenig Kontrast erzeugt. Vom Gebrauch eines Laserdruckers rate ich ab, da dessen Druck schlecht auf Stoff haftet und sich auch sehr schnell abreibt. Man kann den Stoff aber auch mit Stofftinte oder Stofffarbe bemalen oder batiken.
Wenn der Drucker keinen Stoff einzieht, löst man das Problem, in man die Stoffvorderkante auf ein A4 Blatt klebt. Dann wird der Stoff mit dem Papier eingezogen. Anschließend zieht man das Papier wieder ab oder schneidet die Vorderkante mit der Klebeverbindung weg.
Zum Schluß zeichne ich die Einbandmaße auf die Rückseite des Leinens, achte dabei genau darauf, dass der Druck innerhalb der Größe des Vorderdeckels liegt und die Schrift genau waagerecht ist.
Abbildung 159
Der Leinenüschlag wurde aufgeklebt.
Beachten Sie, dass Sie den Einband direkt nach Auflegen des Leinens schließen müssen, damit er sich über den Knickstellen entsprechend dehnen kann bevor der Kleber aushärtet. Meistens ist Pressen nicht nötig, sondern es ist ausreichend den Stoff gut festzustreichen und die Falzlinen nochmals nachzuziehen. Den Kleber lasse ich bei zugeschlagenem Einband aushärten. Auf dem rechten Bild ist zu sehen, dass ich dabei den Buchblock eingelegt habe. Ich habe diesen allerdings in eine Plastiktüte gesteckt, damit er nicht an überschüssigem Kleber anhaftet.
Abbildung 160
Der Leinenumschlag wird innen verklebt.
Mit einem geignet breiten Streifen überklebe ich zuerst die beiden Fahnen an den Innenseiten des Buchrückens. Dann schneide ich die Überstände des Leinens zurecht, schlage sie zur Innenseite um und verklebe sie. Zum Schluss überklebe ich beide Innenflächen des Deckels mit weißen Papierbögen, die ein wenig kleiner als die Deckel sind. Im Prinzip ist der Einband jetzt fertig. Da ich den Buchblock allerdings mit Splinten befestigen will, muss ich in den Fahnen noch entsprechende Löcher anbringen.
Abbildung 161
Die Seiten des Blocks habe ich mit dem Multilocher gelocht. An zugehörigen Gegenseiten der Umschlagfahnen habe ich an entsprechenden Stellen die Löcher mit einer Lochzange angebracht.
Abbildung 162
Um die Löcher zu verstärken bringe ich Hohlnieten in den Löchern an. Das sieht ganz attraktiv aus, hat aber durchaus auch Nachteile, worauf ich zum Schluss komme.
Abbildung 163
Der Leineneinband ist fertig und der Buchblock wurde mit Kopfsplinten, die man auch zum Verschluss von Waren-Postsendungen nimmt, eingebunden. Wer will, kann diese an der Fußseite verlöten.
Abbildung 164
Das fertige Buch von der Oberkante aus gesehen
Die Hohlnieten und die Kopfsplinte beanpruchen viel Platz. Der Rücken des Einbandes muss daher deutlich breiter sein, als der Buchblock dick ist, bzw. es passen nicht so viele Blätter in den Einband. Man kann das Problem etwas mindern, in dem man die Hohlnieten sehr flach schlägt und auch einen flachen Splint wählt. Als Letztes bleibt auch noch die ungewöhnliche Lösung, einfach mit einem Locheisen an den Stellen der Hohlnieten Löcher in die Deckel zu schlagen, so dass der Deckel nicht auf den Splinten und Hohlnieten aufliegt. Die Löcher kann man dann mit passendem Lack sauber säumen. Nicht alles, was ungewöhnlich ist, ist auch unzulässig.
Die nun beschriebene Bindeart gehört nicht zu den Loseblatt-Bindungen, da aber die Arbeitsschritte vergleichbar sind, führe ich sie hier an, zumal die Einbandherstellung natürlich für Loseblattwerke nutzbar ist.
Die Ausgangslage könnte sein, dass man für den Umschlag keinen geeigneten Karton hat, der lang genug ist, so dass er für beide Deckel, den Rücken und die beiden Heftfahnen reicht und der Einband somit 2 oder 3-teilig hergestellt werden muss.
Ich zeige hier nur die 2-teilige Ausführung, denn es bedarf keiner Erklärung, wie man dann den 3-teiligen Einband herstellt, in dem man für den Rückendeckel gleichermaßen vorgeht wie für den Vorderdeckel.
Abbildung 165
Der Einband wurde entsprechend Abb. 148 gefalzt und gefaltet.
Da die Länge des Einbandkartons nicht ausreicht, um den Einband mit Heftfahnen einteilig herzustellen, wurde der für den Rücken vorgesehene Teil passend gemessen. Nach dem Falzen und Falten wird der ohnedies zu kurze vorderseitige Einbandteil bis auf einen Streifen von ca. 1cm abgeschnitten. Ansonsten ist der Umschlag im linken Bild noch übermaßig
Im rechten Bild, was wegen der größeren Abbildung nicht erkennbar ist, wurde der Einband so beschnitten, dass Vorder- und beide Seitenkanten ca. 1-2mm über den Block herausstehen. Für den Rücken wurde ein Leinenstreifen geschnitten, der so breit wie der Rücken und die Höhe beider Heftfahnen zusammen ist.
Abbildung 166
linkes Foto: der Rückenstreifen wurde aufgeklebt, rechts: der Einband von hinten, daneben die vorgeschnittenen Deckelkartons.
Die so weit fertige Einbandkonstruktion von der Kante aus gesehen.
links oben: Der Leinwandstreifen wurde so über den Rücken geklebt, dass er bis zu den Nachbarfalzen rechts und links vom Rücken reicht, anschließend wurden die Falzen für die Heftfahnen mit Leim bestrichen und zusammengepresst.
rechts oben: Der Einband ist rohfertig, beide Deckel wurden aus stärkerem Karton geschnitten. Wenn man genau hinsieht, erkennt man auch, dass der Deckelträger der Buchrückseite an Ober-, Unter- und Vorderkante etwas zurückgeschnitten ist, so dass der hier vorgesehen Rückendeckel an allen Außenkanten rund 2mm übersteht.
Abb. unten: Man erkennt gut den Träger des Rückendeckels, den Rücken mit den beiden Heftfahnen und die kurze Heftleiste für den Vorderdeckel.
Abbildung 167
Das Einbandpapier wurde aufgeklebt
Als Einbandkarton kann man käuflichen Farb- oder Marmorkarton verwenden, man kann selbst einen Karton bemalen oder, wie hier in diesem Falle, ein Einbandpapier aufkleben. Ich hatte bereits erwähnt, dass man Materialen, die vom Drucker nicht eingezogen werden, zum Bedrucken auf ein Trägermaterial klebt. Hierzu klebt man das Sondermaterial mit der Vorderkante auf ein normales Blatt Schreibmaschinenpapier, wobei man am Einzug einen ca. 1cm langen Rand frei lässt, so dass das Druckgut problemlos vom Papieranleger des Druckers erfasst wird. Nach dem dem Druck wird das Einbandpapier wieder vom Trägermaterial abgezogen und auf den Einbandkarton geklebt.
Abbildung 168
Die fertig eingebundenen Deckel werden montiert
Die Kartondeckel sind mit dem Einbandpapier beklebt, wobei dieses um die Kanten nach hinten übergeschlagen wurden. Nachdem die Verklebung gut durchgetrocknet ist, besprühe ich den Einband noch mit Klarlack. Zur Not kann man auch Haarlack nehmen. Man muss dabei etwas vorsichtig sein, da sich bei zu starkem Besprühen leicht wieder die Verklebung löst.
Linkes Bild: Der fertige Rückendeckel wird auf das Trägerblatt aufgeklebt.
Rechtes Bild: Der Vorderdeckel wurde an die Klebeleiste des Roheinbandes geklebt. Nun fehlt nur noch ein Abdeckpapier für die Innenseite des Vorderdeckels.
Abbildung 169
Der Einband ist fertig
Der Einband ist fertiggestellt. Rechts daneben der fertige Buchblock, der nur noch eingeklebt werden muss. Zuvor prüfe ich nochmals ob der
Einband an den drei Außenkanten des Blocks über diesen hervorsteht. Ist das nicht der Fall, so schneide ich den Block entsprechend nach.
Natürlich kann man nun auch die Heftfahnen lochen und wie in den vorherigen Verfahren gezeigt, lose Blätter einbinden.
Abbildung 170
Die Innenflächen der Heftleisten werden mit Leim bestrichen, der Block wird sorgfältig in diese eingelegt
und die Klebestelle einen Moment lang gepresst.
Abbildung 171
Das Buch ist fertig gebunden.
2.) einseitige Bindung:
Die Loseblattbindung mit einseitiger, verdeckter Heftleiste wirkt sicher nicht besonders exklusiv, hat aber zwei entscheidende Vorteile, die sie für Dokumentationen interessant macht. Es handelt sich erstens um ein sehr schnell realisierbares Verfahren und zweitens ermöglicht diese Bindung später in hohem Maße Blätter zu ergänzen, ohne dass sich Optik und Gebrauch des Buches wesentlich ändern.
Abbildung 172
Das Cover wird gefaltet
Nach Bedrucken des für den Einband vorgesehenen Blattes, wird dieses ohne es vorher auf Größe zu beschneiden, entsprechend der oben gezeigten Abbildung gefaltet. Im einzelnen gesehen, wird nach Ausmessen des Platzes für den Titel der Rücken gefalzt und abgeknickt, so wie das im Text oben schon vielfach gezeigt wurde. Anschließend faltet man auf der Einbandunterseite eine 1,5cm breite Heftleiste ein.
Hat man kein genügend breites Einbandpapier, so kann man den Einband leicht zweiteilig gestalten, in dem man beide Einbandhälften an der Heftleiste miteinander verklebt (gestrichelte Linie).
Abbildung 173
Die Heftleiste wird geschlossen.
Nach dem Falten verbinde ich beide Heftleistenhäften einfach mit einem Tacker. Man kann sie auch zusammenkleben, was aber Trockenzeiten verursacht, oder beides machen, mit Kleber bestreichen und zusammentackern. Dadurch entfällt das Warten auf das Durchtrocknen des Klebers. Vor dem Tackern habe ich die bereits angefertigten Blockseiten auf die Heftleiste gelegt und die Positionen für die Löcher übertragen, um zu vermeiden, dass ich eine Klammer genau an einer Lochposition anbringe. Wer es besonders haltbar machen will, kann vor dem Verbinden der Heftleistenhälften noch einen Leinenstreifen zwischen sie schieben. Nach dem Verbinden beider Heftleistenseiten stanze ich die Befestigungslöcher für die Buchseiten mit einer Lochzange.
Abbildung 174
Die Heftseiten werden in den Einband gelegt
Ich habe weiter oben ja bereits die Befestigungsmöglichkeiten der Loseblätter beschrieben. In diesem Falle nehme ich Versandtaschenklammern, bei denen ich an der Umbiegseite Metallscheiben unterlege, um die Löcher der darunter liegenden Seiten vor Ausreißen zu schützen.
Abbildung 175
Das Loseblatt-Buch ist fertig.
Der Einband wurde zugeklappt und anschließend so beschnitten, dass er an den Kanten ca. 2mm über den Buchblock hervorsteht. Will man das Buch später noch weiter füllen, so muss die Vorderkante des Titeldeckels von vornherein etwas weiter überstehen, damit der Deckel mit wachsender Dicke des Buches nicht zu kurz wird.
Es wurden ja zuvor viele Gestaltungsmöglichkeiten für Einbände gezeigt. Wem die hier gezeigte Version zu schlicht erscheint, der kann den Einband noch um einen Kartoneinband verstärken (siehe Abb. 114), ihn mit Leinwand überziehen (Abb. 163) oder gar Holzbrettchen aufkleben, die man beschnitzt, mit Brandmalerei verzieht oder bemalt. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.
Man kann bei dünner Einbandpappe auch auf die Heftleiste verzichten und den Block direkt mit dem Hinterdeckel verbinden. Das geht dann noch viel schneller, aber das so gebundene Buch läßt sich minimal schwerer bättern und es besteht bei Verwahrung im Bücherschrank die Gefahr, das jeweilige Nachbarbuch zu verkratzen.
Abbildung 176
Ein historisches Buch in verdeckter, einseitiger Loseblattbindung
Hardcoverbindung
Das Kapitel Softcover Bindung ist weitgehend erschöpft, wenn auch sicher hin und wieder Ergänzungen vorgenommen werden.
Was unterscheidet nun prinzipiell eine Hardcoverbindung von einer Softcover Bindung?
Bei der Softcoverbindung wird ein flexibler, weicher Einband aus dünner Pappe verwendet, der sich leicht knicken lässt. Wenn das Buch aufgeschlagen wird, so ist das also nur deshalb möglich, weil sich der Einband an der durch Falzung vorgesehenen Stelle umknickt. Aber es wäre auch denkbar, ihn an jeder anderen Stelle zu knicken, um so Zugang zum Buchblock zu erhalten.
Das ist bei einem Hardcover nicht möglich. Hier ist der Einband so hart und steif, dass er - zumindest nicht ohne dauerhafte Beschädigung - nicht einknickt. Zum Unterschied zu einem Softcover Buch benötigt der Einband eines Hardcoverbuches für jeden der in sich steifen Deckel ein 'eingebautes' Gelenk, quasi Scharniere zwischen Buchrücken und den Buchdeckeln. Wie diese gestaltet sind, ist einerseits historisch, andererseits technisch bedingt. Ich werde hier einige der Möglichkeiten aufzeigen. Jeder, der will, kann hier weitere Lösungen erarbeiten, wendet dann aber eventuell Lösungen an, die zu der Gruppe der Sondereinbände zählen.
Standard-Lösung:
Abbildung 177
das Hardcoverbuch wird vorbereitet
Der Buchblock wurde nach einem der weiter vorn vorgestellten Methoden angefertigt und an seinen Vorder, Ober- und Unterkanten mit einem Stapelschneider beschnitten.
Anschließend wurden Vorder- und Hinterdeckel des geplanten Buches so geschnitten, dass sie ca. 4-6 mm höher als der Buchblock sind, da Hardcovereinbände überlicherweise an Vorder-, Ober- und Unterkante über den Buchbock hinausstehen. Zum Schneiden dicker Pappdeckel benötigt man einen Stapelschneider. Normale Papierschneider sind hier überfordert.
Eine Erweiterung in der Buchzeilenrichtung ist im Allgemeinen nicht notwendig, da diese automatisch durch das an der Hinterkante angefügte Gelenk erfolgt.
In der gleichen Höhe wie die Buchdeckel wurde Rückenstreifen wurde geschnitten. Will man den Buchrücken kantig gestalten, so ist er knapp so breit wie der Buchblock dick ist. Soll der Einband einen Rundrücken haben, so schneidet man den Streifen 1-2mm breiter als die Buchblockstärke. Zudem ist der Buchrückenstreifen aus etwas dünnerem Karton, da er sich noch etwas biegen lassen muss, denn beim Aufklappen des späteren Buches muss er die Möglichkeit haben, Spannungen auszugleichen, damit die Gelenke nicht zu sehr belastet werden.
Zusätzlich zu den unbedingt notwendigen Teilen habe ich entsprechend des Buchtitels einen kleinen Pappstern ausgeschnitten, den ich als Prägewerkzeug nutzen werde. Wer ein entsprechendes Verfahren für eine größere Auflage anwenden will, sollte sich hier ein Prägewerkzeug mit einer Laub- oder elektrischen Dekupiersäge aus Aluminiumblech aussägen.
Abbildung 178
Der Vorderdeckel wird geprägt
Dies ist nun natürlich eine zusätzliche Möglichkeit der Buchgestaltung. Ich präge einen Stern in den Vorderdeckel. Hierzu habe ich die Pappe des Vorderdeckels an der entsprechenden Stelle eingeweicht, da sie ansonsten für das hier vorgestellte Verfahren zu hart wäre. Hierzu habe ich einfach einen stark nassen Lappen für ca. 1 Stunde auf die zu prägende Stelle gelegt.
Anschließend plaziere ich dort den ausgeschnittenen Pappstern, packe das Ganze zwischen zwei Better mit glatter Oberfläche und Presse das Ganze für einige Minuten. Wer keine Presse hat, kann den Einbanddeckel zwischen zwei Bretter legen und diese mit zwei Schraubzwingen gegeneinander pressen.
Auf diese Art und Weise ließe sich auch eine Struktur oder gar Bild oder Buchtitel in die Deckel pressen, wenn man das Oberbrett entsprechend eines Holzschnittes bearbeitet, bzw. zwischen das Brett und den angefeuchteten Deckeln beliebige, flache Gegenstände legt.
Nach dem Pressen wurde das Prägewerkzeug wieder entfernt.
Abbildung 179
Der Leineneinband wird bedruckt
Will man Leineneinbände selbst bedrucken, so sind zwei Dinge zu beachten. Man sollte sehr helles Leinen verwenden. Dieser königsblaue Einband ist eigentlich schon zu dunkel. Zum Bedrucken sind Laserdrucker ungeeignet, da der Druck generell sehr schlecht gelingt, da ja die tiefen Stellen im Gewebe bei der Farbpigmentauftragung - wie bei Flachdruckverfahren üblich - gar nicht berücksichtigt werden. Flächenmäßig werden so vielleicht 30% der vorgesehenen Farbflächen überhaupt mit Farbe versehen. Zudem rubbeln sich diese erhabenen Stellen sehr schnell ab. Oft ist bereits bei Beendigung der Buchherstellung kaum noch etwas vom Aufdruck zu sehen. Ein Tintenstrahldrucker spritzt seine Tinte jedoch auch in die tieferen Webstellen und die Farbe wird gut vom Gewebe aufgesaugt. Allerdings gibt es auch hier den Nachteil, dass die Farben mit den Stofffarben reagieren und nicht so erscheinen, wie sie es vorgesehen hatten. Sinnvoll ist es daher, zuvor einen Probedruck zu machen, in dem man kleine Kästchen in verschiedenen Farben druckt und sieht, wie der Stoff darauf reagiert.
Ich hatte bereits erwähnt, wie man so weiche Materialien wie Stoff oder Seidenpapier etc. druckt. Man klebt sie mit der Oberkante auf einen Bogen Druckpapier (dieses kann ruhig sogar etwas überstehen), der hier als Trägermaterial wirkt. So zieht der Drucker den Einband problemlos ein und bedruckt ihn nicht anders als normales Papier.
Abbildung 180
Der Leineneinband wird auf den geprägten Vorderdeckel geklebt
Nun soll ja der in dem Deckel eingeprägte Stern auch nach dem Aufbringen des Leineneinbandes noch sichtbar sein. Daher muss auch der Leineneinband aufgepresst werden.
Hierzu bestimme ich erst einmal die genaue Position des Vorderdeckels auf der Rückseite des Leineneinbandes, damit die Aufschrift auf dem Leinen später weder über den Deckel hinausragt, noch schräg steht. Wer einen Leuchttisch hat, kann das gut darauf machen. Ansonsten legt man den Deckel hinter das Einbandleinen und hält es zusammen gegen das Licht. Anschließend verschiebt man den Deckel so lange, bis sich die Einbandaufschrift genau an der richtigen Position befinden und im richtigen Winkel zum Deckel steht. Anschließend dreht man das Ganze vorsichtig um und markiert auf der Rückseite des Leinens die Deckelposition.
Nun wird der Deckel auf seiner Oberseite eingeleimt, der überschüssige Leim wird vorsichtig mit einem Rakel (Pappstreifen) abgestreift weil dieser sonst durch die Leinwand durchdrücken und Flecken erzeugen würde.
Vorsichtig wird der Deckel mit der Klebefläche auf die markierte Position der Leinwandrückseite gelegt. Nun muss die Leinwand noch mit dem Deckel verpresst werden, damit sich der eingeprägte Stern auch auf der Leinwand abbildet. Ich lege Deckel und den angeleimten Einband direkt bevor der Trockenprozess beginnt mit der Pappseite auf ein Brett und lege auf das Leinen eine steife Schaumstoffplatte. Sehr gut geeignet ist hier ein altes Mouse-Pat. So wird es nun unter eine Presse gesteckt und für wenige Minuten gepresst. Anschließend ist nicht nur eine intensive Verbindung zwischen Pappe und Leinen entstanden, sondern der Stern zeichnet sich klar und vollständig auf dem Leineneinband ab.
Abbildung 181
die Bestandteile des Hardcovereinbandes werden zusammengesetzt.
Der Leineneinband, an dem sich schon der Vorderdeckel befindet, wird mit dem Gesicht nach unten gelegt und der Rückenstreifen und der Hinterdeckel werden mit geringem Abstand zueinander aufgeklebt. Die Lücken zwischen den Pappteilen bilden später die Buchgelenke. Als Abstandsmaß nehme ich hierzu einen Streifen, der beim Schneiden der Buchdeckel angefallen ist, denn der Abstand muss wenigstens so weit sein, wie die Buchdeckel dick sind, ansonsten lässt sich das Buch später nur schwer, unter Umständen nicht einmal ganz aufklappen. Auf der linken Abbildung sieht man gut, dass die Pappe für den Rückenstreifen dünner als die Deckelpappe ist.
Bei der rechten Abbildung wurde das Leinen bereits so zurechtgeschnitten, dass es nur noch ca. 5-8mm über den Einband hinaussteht. Auch die Kanten wurden diagonal abgeschnitten. Beachten Sie dabei, nicht bündig an die Ecke zu schneiden, sondern hier etwas mehr als Deckeldicke Abstand zu halten. Ansonsten sind die Ecken später nicht mit Leinen bedeckt und Sie müssten später extra Ecken aufleimen, was früher zur Kantenverstärkung bei häufig verwendeten Büchern durchaus üblich war.
Abbildung 182
Der Leinencover wird fertiggestellt
Es werden nur noch die Überstände des Leinenumschlages nach hinten umgeschlagen und verklebt. An und für sich ist der Hardcover selbst nun fertig, ich habe allerdings vorgesehen, den eingeprägten Stern mit Blattgold zu überziehen.
Abbildung 183
Zum Blattvergolden benötigen wir Leim, ein Heft Blattgold und verschiedene Pinsel. Einen feinen Pinsel zum Leimauftragen, einen statisch aufladbaren Pinsel zum Anlegen des Blattgoldes und einen zum Andrücken des Blattgoldes
Abbildung 184
Auftragen von Blattgold
Es gibt hierzu im Internet viele Anleitungen. Vielleicht bringen manche davon bessere Ergebnisse. Ich hatte Probleme, Blattgold auf Leinen aufzutragen, was an der Saugfähigkeit und der rauen Oberfläche liegt. Vielleicht muss man die zu vergoldene Fläche zuvor mit einem Lack grundieren, damit Struktur und Konturen besser werden..
Ich bin wie folgt vorgegangen:
Ich habe vorsichtig den Leim aufgepinselt, anschließend ein Stück Blattgold genommen, das etwas größer als der Stern war, dieses über die Klebefläche gelegt und angedrückt. Nach dem vollständigen Trocknen habe ich das überstehende und lose Blattgold mit einem harten Pinsel abgerieben. Dabei auftretende Löcher in der Vergoldung wurden mit neuen kleinen Blattgoldschnipseln zugeklebt. Ganz zum Schluss wurde die Goldfläche mit einen kleinen, trommelpolierten Halbedelstein poliert.
Abbildung 185
Ich verstärke den Rücken des Blocks mit Gaze
Viele Buchherstellungen überspringen heute diesen Schritt. Sind doch die Lebenserwartungen und Beanspruchungen der Bücher stark gesunken, so dass die bessere Haltbarkeit allenfalls noch bei intensiv genutzten Tagebüchen notwendig ist.
Auf den Buchrücken leime ich einen Gazestreifen auf. Diesen kann man aus Fliegenfenstergitter (sehr haltbar) oder Mullbinde ausschneiden. Man kann natürlich auch Seide oder dünnes Leinen verwenden. Wichtig ist, dass der Streifen auf beiden Seiten etwa 1-2cm übersteht, denn mit diesen 'Fahnen' wird der Block später mit den Buchdeckeln verklebt.
Abbildung 186
Buchzeichen und Kapitalbänder werden auf den Rücken geleimt
Nachdem die Gaze oben und unten am Buchblock bündig geschnitten wurde, wird oben auf dem Rücken das Buchzeichen mit Leim befestigt. Oben und unten werden dann rückenbreite Kapitalbändchen quer und bündig zur Kante aufgeleimt.
Auch der Buchblock ist nun fertig zur Montage an den Einband.
Abbildung 187
Der Buchblock wird mit dem Einband verleimt
Ich richte den Einband sorgfältig aus. Ist der Einbandrücken etwas breiter als der Buchblock, so muss er nun gewölbt werden. Der Buchblock wird senkrecht und mittig auf den Einband gestellt, die beiden Gazefahnen werden nun mit Leim an die Deckelinnenseiten angestrichen. Es ist dabei darauf zu achten, dass die Deckelinnenkanten genau an den Kanten des Blockrückens anliegen.
Abbildung 188
Der Buchblock wird mit dem Einband verleimt
Die beiden Vorsatzblätter sind vorbereitet. Es handelt sich schlicht um Blanko-Doppelblätter, die in der Mitte gefalzt sind (natürlich kann man auch Widmung, Impressum etc. auf die Vorsatzblätter drucken), sodass sie das selbe Format haben, wie die Buchseiten. Stehen die Deckel nicht mindestens 2mm über den Buchblock über, so müssen die Seiten, die später mit den Buchdeckeln verklebt werden, so weit zurückgeschnitten werden, dass sie zwar die Gazeverklebung komplett verdecken, und auch reichlich über den Umschlägen des Leineneinbandes liegen, aber wenigstens 1mm Abstand zu den Deckelkanten haben. Das sieht schlicht besser aus, insbesondere, wenn sich bei Gebrauch des Buches die Vorsatzpapierkanten etwas von den Deckeln lösen.
Ich leime die Vorsatzblattseiten, die mit den Deckeln verklebt werden, vollständig ein und gehe dabei minimal mit dem Leimpinsel über die Falz, so dass diese auf der Blockseite ebenfalls eine schmale Leimspur aufweist. Dann drücke ich die Vorsatzblätter vorsichtig mit der Falz zuerst in ihre Position, wobei ich penibel darauf achte, keine anderen Stellen des Buches mit Leim zu verschmieren. Anschließend streiche ich die Vorsatzpapiere faltenfrei auf die Buchdeckel, lege ein Backpapier darüber und bügele sie gut fest. Das hat sich bewährt, da dabei nicht nur alle Falten verschwinden, sondern anschließend der Leim auch fest ist. Gegebenenfalls muss man nun noch einmal die freie Seite des Vorsatzpapieres leicht nachschneiden, damit sie das genaue Seitenformat hat.
Abbildung 189
Das Hardcoverbuch mit Leineneinband, Einprägung und Goldschnitt ist fertig
Es gibt natürlich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, Leineneinbände zu gestalten. So kann man sie im Siebdruckverfahren, mit Holz- oder Linolschnitten bedrucken, sie mit Arcryl- und Ölfarben wie eine normale Leinwand bemalen, sie collageartig bekleben, also schlicht das Objekt Buch selbst zum Kunstobjekt machen. All das ist natürlich auch bei Hardcovers möglich, die nicht mit Leinen bezogen sind.
Vor einem warne ich allerdings. Häufig findet man in südlichen Tourismusregionen Tagebücher und Bildbände, die mit Muscheln und Ähnlichem beklebt sind. Das mag ganz attraktiv wirken, so lange diese Bücher neu sind. Aber mit der Zeit haftet an den Kanten der aufgeklebten Objekte Schmutz an, der sich als resistent gegenüber Reinigungsversuchen erweist, im Gegenteil, jeder Reinigungsversuch verschmutzt den Einband weiter. Bei Muscheln brechen Kanten weg. Aufgeklebte Objekte lösen sich und hinterlassen unschöne Kleberspuren. Kurzum, nach einer Weile sehen die Einbände solcher Bücher schlechter aus, als wenn sie niemals 'verziert' worden wären. Wenn Sie also etwas aufkleben, dann etwas möglichst Flaches, das zudem unzerbrechlich ist, und nehmen Sie dazu dann einen geeigneten Kleber.
Ich möchte hier nur ergänzend zeigen, wie man mit einfachen Mitteln einen Hardcovereinband, sei er mit Leinen überzogen oder nicht, prägen kann.
Ich habe hier einen speziellen 3mm starken und steifen Buchbinderkarton genommen. Einerseits ist ein solcher Karton schwer zu bearbeiten, da er sich nur mit wenigstens semiprofessionellen Schneidemaschinen formatieren lässt und zum Prägen auch eine kräftige Presse notwendig ist, andererseits ist eine Prägung in weichem Karton weder markant noch dauerhaft.
Bei dem vorherigen Verfahren hatte ich zum Prägen einfach anderen Karton genommen. Das funktioniert bei kleinen Auflagen ganz gut. Hier möchte ich zeigen, wie man sich leicht eine Tiefdruckmatrize aus Sperrholz machen kann.
Abbildung 190
Links sehen Sie eine elektrische 'Laubsäge', eine Decoupiersäge. Rechts der ausgeschnittene Titel.
Mit etwas Geschick kann man mit einer Decoupiersäge recht filigrane Schrifttypen ausschneiden. Wer das selbst nicht machen kann, auf Jahrmärkten findet man hin-und-wieder Künstler, die anbieten, jeden beliebigen Namen aus Sperrholz zu schneiden. Solche Spezialisten können Ihnen in kaum 5 Minuten jeden beliebigen Buchtitel perfekt schneiden. Rechts sehen Sie den Buchdeckelkarton, auf den ich den ausgeschnittenen Titel und einen kleinen rechteckigen Zuschnitt gelegt habe. Darunter ein Federmesser und 3 Schlüsselfeilen, mit denen ich die Kanten der Buchstaben noch etwas nachgearbeitet hatte.
Mit einer solchen Säge können Sie auch Druckmatritzen aus Metallblech schneiden, die natürlich noch besser haltbar sind und auch ein besseres Prägebild erzeugen.
Abbildung 191
Links die fertig montierte Matrize. Rechts der geprägte Einband
Ich hatte die aus Holz gesägten Prägestöcke auf dem Einbandkarton ausgerichtet und dann die festgelegten Positionen auf einen weiteren steifen Einbandkarton in exakt gleicher Größe übertragen. Der Matrizenkarton muss nicht die selben Maße haben wie der Einbandkarton, aber es erleichtert das genaue Auflegen. Natürlich ist darauf zu achten, dass Druckstöcke spiegelbildlich auf den Matrizenkarton aufgeklebt werden. Statt einem Matrizenkarton kann man auch eine Metallplatte nehmen, was zu einem tieferen Eindruck führt, denn natürlich drückt sich der Druckstock in gleichem Maße auch in den Matrizenkarton, was die Prägetiefe reduziert.
Rechts sehen Sie das Ergebnis der Prägung. Sie kö:nnen den Schriftzug nun mit Blattgold auslegen, wie ich es bei dem Stern in Abbildung 184 gemacht hatte oder einfach vorsichtig mit Acryl- oder Ölfarbe ausmalen. In diesem Falle möchte ich die Prägematrize allerdings gleich als Drucktype verwenden. Hierzu benötigt man eine Passereinrichtung, um die mit Farbe eingestrichene Matrize sofort korrekt anlegen zu können, damit die Leinwand neben der Schrift nicht mit Farbe verschmiert wird.
Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Da ja hier das zu druckende Objekt und dieMatrize die gleiche Größe haben, reicht eine Platte mit einer Winkelecke (einfach eine Platte, die an einer Seiten und einer Horizontalkante eine dünne aufgenagelte Leiste besitzt). Legt man nun das Druckobjekt genau in die Ecke der Platte, so kann man die Druckmatrize vorsichtig entlang der Ecke nach unten auf das Druckobjekt drücken und anschließend pressen. Professioneller wären zwei mit einem Scharnier versehenen Platten, von denen die untere eine Winkelanlage besitzt und die obere eine Befestigungsmöglichkeit für die Matrize (einfach doppelseitiges Klebeband). In den beiden genannten Fällen kann man Druck und Prägung in einem Arbeitsgang vollziehen.
Ich habe hier einen dritten Weg genommen, der zugegebener Maßen nicht ein so gutes Ergebnis bringt, aber dafür keinerlei Vorbereitung benötigt. Ich habe einfach ein Stück steifer Wellpappe genommen, dies an einem Lineal in einer der Rillen gefaltet, auf eine Seite den geprägten Einband an den Leinenüberständen angetackert, die Matrize passgenau aufgelegt, oben mit Leim bestrichen und die Wellpappe zusammengeklappt und aneinandergepresst. Nach Aushärten des Klebers habe ich den 'Passer' wieder aufgeklappt, die Schrifttype mit Druckfarbe (Ö:lfarbe bestrichen und die Pappe wieder zugefaltet and kurz gepresst. Das Verfahren geht schnell, aber die Passgenauigkeit ist grenzwertig.
Abbildung 192
Links verschiedene Prägewerkzeuge, rechts das Prägeergebnis
Zum Prägen kann man nicht nur spezielle Matrizen verwenden, sondern auch beliebige Gegenstände, so lange sie eine charakteristische flache Abbildung erzeugen. Man kann verschiedene Dinge zusammen (bei gleicher Höhe), nacheinander und übereinander einprägen. Der Kreativität sind keinnerlei Grenzen gesetzt. Man kann die Prägestellen ausmalen, ummalen, durch Farbgestaltungen ergänzen.
Ich habe hier einfach mal einige Dinge, die hier herumlagen, als Prägestöcke verwendet. Auf dem linken Bild sehen Sie einen alten Dietrich, ein Metalltaschenmesser, eine Münze und eine Unterlegscheibe. Daneben ein Werkzeug zum Eindrücken von Linien und ganz rechts ein Punzensatz, mit dem man Ornamente eindrücken, bzw. vorsichtig einschlagen kann. Rechts finden Sie die Prägeergebnisse.
Abbildung 193
Der Hardcovereinband ist fertig
Der Einband ist fertig. Ich hatte hierzu altes dünnes Leinen aus den 1940er Jahren verwendet. Es ist etwas 'verschossen' und das Buch wirkt, als ob es bereits älter sei. Auf dem Rückendeckel sieht man einen eingeprägten Fisch. Ich hatte die Metallvorlage hier herumliegen und dazu genutzt. In das auf der Titelseite eingeprägte Feld habe ich ein Bild eingeklebt. Vor dem Montieren des Buchblockes habe ich den Einband noch dünn mit Klarlack übersprüht (Haarfestiger ist okey), um den Abrieb der alten Textilie zu begrenzen.
Abbildung 194
ein weiteres Beispiel für einen geprägten Leineneinband
Ich habe hier ein altes Postleitzahlenbuch neu gebunden, dessen Einband durch den regelmäßigen Gebrauch zur Ortsnamenrecherche bereits völlig zerfleddert war. Hierzu habe ich altes, dünnes Leinen verwendet. Die Buchstaben 'PZ' habe ich aus Karton ausgeschnitten, deren Spiegelschriftseite mit gelber Druckfarbe bestrichen und sauber auf die zuvor mit einem Lineal markierten Stellen aufgelegt. Anschließend wurde der Einband kurz unter die Presse gelegt. Warten Sie dabei nicht zu lange, da die Pappbuchstaben ansonsten ankleben und wieder mühsam und in Teilen abgepult werden müssen.
Abbildung 195
Einband mit erhabener Prägung
Bei diesem Einband bin ich praktisch gegenteilig vorgegangen. Entsprechend des bei Abbildung 179 erklärten Verfahrens habe ich ein dünnes, aus einer Deko-Papiertischdecke ausgeschnittenes Blatt bedruckt. Anschließend wurde ein Pappstern ausgeschnitten, der in der Größe und Form exakt dem gedruckten Stern entsprach und von hinten auf die Sternposition des Einbandpapiers gegeklebt. Die vorbereiteten Kartondeckel und der Rückenstreifen wurden dünn mit Kleber überstrichen, Dann wurden mit der Klebertube nochmals einzelen Kleberlinien vom Stern zu den Außenkanten gezogen. An diesen dicker aufgetragenen Stellen weicht der Kleber durch das Einbandpapier und erzeugt so die hier erkennbare sternschnuppenartige Struktur. Direkt nach dem exakten Zusammensetzen des Covers habe ich es mit der Innenseite flach auf ein glattes Brett gelegt, ein Mousepad aus festem Schaumstoff darüber gelegt und das Ganze zusammengepresst. Nach Entnehmen aus der Presse ist der Stern erhaben auf dem Cover abgebildet. Entsprechend den Abbildungen 181 und 182 wurden dann die Seitenkanten des Einbandpapieres zugeschnitten, nach innen umgeschlagen und verklebt. Abschließend muß der Einband noch mit Klarlack übersprüht werden, damit das Papier abriebfest wird.
die Weiterverarbeitung erfolgte wie von Abbildung 185 bis Abbildung 188 beschrieben.
Abschließend zum Thema Leineneinband gibt es noch zu sagen, dass sich industriell gefertigtes Buchbinderleinen sehr gut und sauber verarbeiten lässt, insbesondere das auf der Rückseite zum Schutz vor dem Durchweichen von Kleber mit Papier kaschierte Leinen. Allerdings sind die vorhandenen Farbtöne sehr begrenzt.
Wer es kreativer will, kann daher beliebigen vorhandenen Stoff verwenden, allerdings sinkt mit der Dicke des Stoffs die Weiterverarbeitungsmöglichkeit, wie z.B. das Prägen. Aber es eröffnen sich dadurch auch neue Möglichkeiten, so könnte man z.B. auf dicken Jeans- oder anderen Hosen- oder Mantelstoff vor Aufkleben auf die Deckel eine Tasche, Knöpfe und andere Applikationen aufnähen, Man muss nur beachten, dass die Buchdeckelgelenke immer steifer werden, je dicker der Deckelüberzug ist, sich das Buch also immer schwerer aufklappen lässt und immer eher nicht ganz schließt (außer man setzt wie in früheren Zeiten eine Metallschließe ein). Ab einer gewissen Bezugsstoffstärke bleibt Ihnen insbesondere bei kleinformatigen Büchern keine andere Wahl mehr, als den Rücken inkl. der Gelenke gesondert mit dünnerem Material zu überziehen, den Bucheinband also dreigeteilt auszufertigen,
Die oben genannten Verfahren ändern sich auch nicht, wenn Sie statt Leinen Einpackpapier, Leder oder Plastikfolie verwenden.
Sondereinbände
Hierunter versteht man Einbandformen, die aus dem üblichen Rahmen hervortreten, sehr viel individuelle Handarbeit beanspruchen und daher heute weder industriell noch in nennenswerten Stückzahlen hergestellt werden. Oft sind es sogar Einzelexemplare. Im strengeren Sinne gehören nach dieser Definition heute Buchausstattungsformen zur Sondereinbandsgruppe, die vielleicht vor hunderten von Jahren noch normaler Handwerksgebrauch waren.
Mit den Sondereinbänden verlassen wir auch den Rahmen der Möglichkeiten vieler Hobby-Buchbinder, da nicht nur nicht allgemein voraussetzbare Kenntnisse erwartet werden, sondern auch Maschinen und Vorrichtungen, deren Anschaffung sich für einmaligen Gebrauch nicht lohnen würden und die daher in den meisten Haushalten auch nicht vorhanden sind. Allerdings ist es möglich, hier Leistungen örtlicher Handwerker hinzuzuziehen.
A) der Holzeinband
Ich binde hier das Buch in Holzdeckel, die mit einem Lederrücken verbunden sind.
Ich beginne mit dem Lederrücken, da mit dessen Herstellung längerer Trockenzeit verbunden ist, in der ich dann die Holzdeckel anfertigen kann.
Der Buchblock wurde bereits nach einem der vorgenannten Verfahren hergestellt und an Ober-, Unter- und Vorderkante beschnitten.
Nun messe ich die Dicke des Buchblockes und hobel mir eine Holzleiste in entsprechender Dicke, die ich an einer der langen Kanten halbrund hobel und schleife.
Abbildung
die zur Herstellung des Lederrückens erforderlichen Teile.
Außer der an einer Längskante halbrunden Holzleiste, die etwas länger ist als der Buchrücken werden muss, habe ich mir ein dünnes Stück Leder in ausreichender Größe, 2 rückenbreitlange, dicke Kordelstücke und einige Reißnadeln und Stecknadeln zurecht gelegt.
Abbildung
das Leder für den Rücken wird eingeweicht
Das dünne Leder, das in seinen Maßen etwas länger als die Höhe des späteren Buchs und breiter als der spätere Buchrücken zuzüglich 3cm für seine Verklebung ist, wird ca. 10 Minuten in Wasser eingeweicht. Während dieser Zeit messe ich auf der Leiste die Buchrückenbreite ab und markiere ca, 2,5cm von den Positionen der Buchrückenenden die Stellen, an denen der Buchrücken später Ausbuchtungen haben soll. Auf diese Stellen lege ich die beiden in kurzen Kordelstücke als Formschablone.
Allerdings mache ich in diesem Falle die beiden Rückenausbuchtungen lediglich aus optischen Gründen. Für die Bindung selbst sind sie überflüssig, da ich die einzelnen Hefte des Blocks ja nicht quer zum Rücken miteinander durch Kordel verbunden hatte.
Abbildung
der Lederrücken wird geformt
Nun spanne ich das nasse Leder über die Leiste und fixiere das Leder mit Reißnägeln und Stecknadeln. Nach dem Trocknen nehme ich das Leder von der Leiste ab. Es hat nun die Form der Leistenrundung übernommen und auch die beiden Ausbuchtungen bleiben ausgeprägt. Ich klebe innen in Buchrückenbreite eine Papierverstärkung ein und schlage die nach oben und unten die Rückenhöhe überragenden Lederteile - nachdem ich auch sie mit Leim eingestrichen habe - nach innen ein. Anschließend presse ich den Lederrücken wieder auf die Leiste und fixiere ihn mit Klammern, damit sich die zuvor erreichte Form nicht während des Aushärten des Klebers verändert. Nach Aushärten des Klebers beschneide ich die Seitenkanten des Lederrückens so weit, dass - gemessen ab dem Halbrund des Rückens - noch 'Fahnen' von 1,5cm verbleiben.
Wer genau hinschaut, dem fallen schwarze Stellen im Leder auf. Sie befinden sich genau dort, wo sich vorher Steck- bzw. Reißnägel befanden. Ich hatte den Fehler gemacht, den Trockenprozeß zu beschleunigen, in dem ich die lederbespannte Leiste in die Microwelle gestellt hatte. Es wird gewarnt, Metallteile in die Microwelle zu stellen. Bei so kleinen Metallstücken hielt ich es nicht für relevant, denn ich hatte es bereits mehrfach störungsfrei gemacht. In diesem Fall erschienen nach wenigen Sekunden Microwellenaktivität Funken und Blitze zwischen den Metallteilen, die an ihren Fixpunkten auf dem Leder Brandflecken hinterließen und mich bewogen, den beschleunigten Trockenprozess sofort zu beenden. Es ist daher ratsam, das erst gar nicht zu versuchen und auf die normale Lufttrocknung zu bauen und die hierzu notwendige Zeit einzuplanen. Zum Glück werden die Brandflecken später nicht sichtbar bleiben, da die Verklebefahnen ja unter den Holzdeckeln verschwinden.
Ich habe die Trockenzeit dazu genutzt, mit der Anfertigung der Holzdeckel zu beginnen.
Abbildung
dünne Brettchen werden als Vorder- und Rückendeckel geschnitten
Ich verwende hier als Holz für die Buchdeckel ein dickes und jahrelang abgelagertes Stück Astholz aus meinem eigenen Garten. Das habe ich mit einer Bandsäge zu kleinen Brettchen geschnitten und zwei von diesen Brettchen anschließend mit einer kleinen Dickten-Hobelmaschine gleichmäßig dick und glatt gehobelt. Mit einer Bandsäge habe ich die Deckel - abgestimmt auf die Maße des bereits fertigen Buchblocks - zurechtgeschnitten.
Mit einer Fräsmaschine habe ich mit etwas Abstand zum Außenrand eine Nut (Rille) als 'Begleiter' auf die vorgesehenen Außenseiten der Holzdeckel gefräst. Anschließend habe ich die Deckel mit der Innenseite nach oben gewendet und jeweils an deren Hinterkante, an die später der Buchrücken angeklebt werden soll, eine etwa 1 mm tiefe und 15mm breite Fläche eingefräst, die dazu dient, dass der Buchrücken später nicht aufträgt, also die Deckel an diesen Stellen verdickt.
Abbildung
mittels einer Schablone zeichne ich auf den Dekel die Konturen eines Sterns, den ich mit einem Schnitzmesser eingravieren möchte
Ich drucke mir eine Vorlage auf dünnen Karton - in diesem Falle einen Stern - den ich sauber ausschneide um eine negative Schablone zu gewinnen. Mit dieser übertrage ich die Zeichnung auf die entsprechend vorgesehene Stelle des Vorderdeckels des Einbands.
Es ist sinnvoll, so weit es geht mit negativen Schablonen zu arbeiten, da man sie einerseits beim Übertragen an ihren großen Rändern besser rutschfrei halten kann. Zudem kann man sie anschließend, wenn man die ins Holz gravierten oder geschnitzten Stellen lackieren möchte, gut als Abdeckschablone benutzen kann.
Abbildung
die Holzdeckel werden bearbeitet und lackiert
Die Konturen des auf den Vorderdeckels geschnitzten Sterns wurden mit einem scharfen Messer eingraviert, die Ränder beider Deckel mit einer Lasur überstrichen und die Felder in der Mitte blau eingefärbt.
Anschließend fertige ich auf einem einbanddeckelgroßen Blatt Papier einen Schriftentwurf für den Buchtitel an, den ich per Bleistift auf den Vorderdeckel übertrage. Nun streiche ich den Stern mit Leim ein und schreibe den ersten Titelbuchstaben mit einem dünnen Leimpinsel nach.
Abbildung
Blattgold mit verschiedenen Pinseln
Man kann Blattgold in Heften kaufen, was viel günstiger ist, als der Name vermuten lässt. Von einem dieser Blätter schneide ich mit einem OP-Messer für jeden Buchstaben ein entsprechend großes Stück ab. Weitere gleichartige Stücke werden für den Stern benötigt.
Bei der Verarbeitung verwendet man einen speziellen statischen Pinsel zur Aufnahme und zum Ablegen der Blattgoldstückchen, einen weichen Pinsel zum Andrücken des abgelegten Blattgoldes auf die Klebestelle und später einen harten Pinsel zum Abfegen der nicht verklebten Blattgoldstellen.
Abbildung
Buchstabe für Buchstabe wir mit Blattgold überzogen
Buchstabe für Buchstabe wird mit einem dünnen Leimpinsel nachgezogen. Nach kurzer Ablüftzeit wird ein genügend groß geschnittenes Blattgoldstück auf den Buchstaben gelegt und mit dem weichen Pinsel fest angedrückt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Klebstoff nicht mehr flüssig ist, denn dann würde er durch den Andruck auseinanderfließen und die Konturen des aufgepinselten Buchstabens verwischen. Das Auflegen des Goldplättchens erfolgt mittels des statischen Pinsels. Ma reibt diesen an einem Stück Stoff (seiner Kleidung) worauf man das Goldplättchen mit ihm anheben und auf der Klebestelle ablegen kann.
Große Flächen belegt man ebenfalls so lange mit kleinen Goldplättchen bis die gesamte Fläche bedeckt ist.
Sind alle vorgesehenen Flächen mit Blattgold bedeckt und der Kleber ist durchgehärtet, so nimmt man den harten Pinsel und fährt so lange mit sanftem Druck über die Vergoldungsstellen, bis alles überschüssige Blattgold abgerieben ist und nur noch an den Stellen Blattgold haftet, die zuvor mit Leim bestrichen worden waren. Treten dabei Lücken in der Vergoldung auf, so muss man diese Stellen entsprechend nachbearbeiten.
Abbildung
Die einzelnen Teile des Holzeinbandes werden zusammenmontiert
Nach Abschluss der Vergoldung werden die Einbandteile zusammengesetzt.
Ich beginne hier mit dem Verleimen des Buchrückens mit dem Hinterdeckel. Anschließend leime ich auch den Vorderdeckel an. Vor Aushärten des Leims kontrolliere ich noch einmal, ob Vorder- und Hinterdeckel bei geschlossenem Einband genau übereinander liegen und korrigiere deren Postion gegebenenfalls. Anschließend lege ich die Leiste, die ich zur Herstellung des Buchrückens verwendet hatte (oder ein anderes gleich dickes Brettchen) so zwischen die Deckel, dass beide Klebestellen an dieser Leiste anliegen. Damit die Leiste nicht ebenfalls anklebt, habe ich zuvor einen Plastikbeutel über sie gezogen. Zum Schluss bringe ich außen an der Deckelhinterkante Leimzangen an, damit die Klebestellen fest an die eingelegte Leiste angepresst werden. Nach Aushärten des Klebers ist der Einband fertig.
Abbildung
Der Holzeinband ist fertig
Ich schlage den fertigen Holzeinband auf, lege den vorbereiteten Buchblock passgenau an die Rückenkante und prüfe, ob der Block an Ober-, Unter- und Vorderkante wenigstens 1-2 mm innerhalb der Deckel liegt. Gegebenenfalls schneide ich den Block noch etwas nach.
Abbildung
Auf dem Buchblockrücken wird ein Gewebestreifen aufgeklebt
Es fehlt nun noch ein Gelenk, mit dem der Buchblock in dem Einband befestigt wird. Hierzu leime ich auf dem Rücken einen Gewebestreifen auf, der den Rücken seitlich jeweils um rund 1-2cm überragt. Ich habe hier einen Streifen aus Kunststoff-Fliegenfenstergitter verwendet, das billig in jedem Baumarkt zu haben ist.
Nach Trocknen der Verklebung schneide ich den Gewebestreifen zurecht. Oben und unten überstehende Teile werden bündig abgeschnitten. Seitlich schneide ich den Streifen gegebenenfalls nach und achte drauf, das dessen Kanten parallel zum Block verlaufen.
Anschließend klebe ich oben am Buchrücken ein Lesezeichenband fest. Darüber und an der Unterkante des Buchrückens wird jeweils ein Kapitalband angeklebt. Damit ist auch der Buchblock fertig und die neuen Klebestellen müssen nur noch aushärten.
Nun wird der Einband geöffnet und der Block wird senkrecht so auf die Innenseite des Rückens gestellt, dass die Seiten der Bindung bündig an den Innenkannten der Holzdeckel anliegen und die Gewebefahnen des Blockrückens dort auf den Holzdeckeln aufliegen. Nun tupfe ich die Gewebestreifen satt mit Leim ein, drücke sie an die Holzdeckel an, lasse den Kleber kurz ablüften, lege zwei Plastikfolien über die Leimstellen des Vorder- und Hinterdeckels - also zwischen die Deckel und deren anliegenden Blockseiten - und klappe das Buch vorsichtig zu, damit der Block nicht verrutscht. Man muss gut darauf achten, dass dabei kein Leim auf den Buchblock selbst kommt.
Abbildung
Das fertige Buch mit Holzdeckeln, Goldschrift und Lederrücken
Nach Verbindung von Block und Einband werden nun noch hinten und vorne Vorsatzblätter eingeklebt. In diesem Falle wurde zuvor noch eine Widmung auf das vordere Vorsatzblatt gedruckt.
B) Filmdummy mit Leineneinband
Das Verfahren ist bereits im Text beschrieben, lediglich die Dimensionen sind anders.
Gefragt war ein großes und dickes, schwarzes Buch mit leeren Seiten, wobei dies nur mittig aufgeschlagenund geschlossen sichtbar sein sollte.
Es wurden die Blöcke von 4 alten Branchenverzeichnissen der Telecom übereinander geklebt, wobei mitten ein künstlich gealtertes, weißes Centerfold mit eingebunden wurde. Nach dem beschriebenen Verfahren wurde ein schwarzer Leinenumschlag als Hardcover angefertigt und der Buchblock eingeklebt.
Abbildung
Das 22x30x7,5cm dicke und 2,75kg schwere Filmbuch
© Horst Decker
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