Wir möchten uns ein Buch selbst binden.

Wir wollen also ein Buch oder mehrere Bücher binden und müssen zugeben, wir haben uns bisher noch nie angeschaut, wie ein Buch nach technischen Gesichtspunkten zu beurteilen ist.
Hintereinander gebundene Papierseiten. Aber wieso gebunden, sie sind doch geklebt, häufig jedenfalls.

Aber nun der Reihe nach. Jeder kann lernen, ein Buch zu binden, ja hier sogar eigene Methoden auszuprobieren, denn es gibt kein Gesetz, dass ein Buch genau so und nicht anders hergestellt werden muss. Im Gegenteil, wenn man sich Bücher verschiedener Zeiten und verschiedener Regionen anschaut, so bemerkt man einige Verschiedenheiten, denn die Buchherstellung hat sich aus einfachsten Methoden über Jahrhunderte und Jahrtausende fortentwickelt. Maßgeblich waren hier Erfahrungen mit den zur Verfügung stehenden Materialien, der Zweck, den das Buch erfüllen sollte, aber auch die stetig wachsende Verbreitung von Büchern, die oft nach rationelleren, aber keinesfalls besseren Methoden verlangte und die parallel fortschreitende technische Entwicklung nutzte. Das kann man mit Wehmut sehen, weil hier Fortschritt oft mit Qualitätsverlust verbunden war, aber auch mit Begeisterung, weil sich früher selbst der reiche Adel nur wenige Bücher leisten konnte, während sich heute jedermann problemlos mit nahezu beliebig vielen Büchern versorgen kann.

So gibt es heute viele Gründe, sich selbst ein Buch zu binden. Man kann kostengünstig und rationell selbst eine kleine Auflage von Büchern mit eigenen Texten herstellen. Man kann aber auch mit sehr viel Kreativität, Aufwand und Energie eine individuelle Prunkausgabe herstellen. Man kann die vorgestellten Möglichkeiten schlicht dazu nutzen, vorhandene Zeitschriften oder Dokumente zu einem jahrgangs- oder themenweisen Buch zu binden, wie es noch vor 50 Jahren nicht unüblich war. Sie können nach einem der beschriebenen Verfahren ein sehr persönliches Gästebuch herstellen oder die Techniken nutzen, um alte und historische Bücher zu restaurieren. Wenn Sie Autor von Texten sind, so werden Sie die vorgestellten Möglichkeiten sicher aber am häufigsten dazu verwenden, um auf einfache Art und Weise Manuskripte für den Versand an Verlagslektorate herzustellen.
Letztlich können Sie sich nach meiner Grundanleitung selbst künstlerische Verfahren entwickeln, um so einmalige Buch-Kunstwerke zu schaffen. Ich wende daher in diesem kleinen Exkurs bewusst unterschiedliche Varianten und Werkzeuge an, um den Eindruck zu vermeiden, es ginge nur auf die eine Art und nicht anders. Es ist alles erlaubt, mit dem es Ihnen gelingt Blätter dauerhaft so in der von Ihnen vorgesehenen Seitenfolge zu verbinden, dass sie umgeblättert und entsprechend Ihrer Vorgabe angesehen oder gelesen werden können. Wenn Sie nach dem Lesen meines Textes eines der hier beschriebenen Verfahren anwenden, hat sich meine Mühe schon gelohnt. Wenn Sie eigene Verfahren entwickeln können, ist es um so besser.

Bevor ich nun schrittweise Techniken beschreibe, möchte ich mit Ihnen eine kleine Reise in die Vergangenheit machen.

Schon zu Zeiten, als das Papier unbekannt war, gab es Bibliotheken. Bibliotheken mit Verträgen und Geschäftsberichten, die in Steinplatten graviert waren. Nach Themen sortierte Stapel von Schriftwerken in extra dafür vorgesehenen Räumen.
Als man dann auf Papyrus oder Pergament schrieb, behielt man dieses System bei. Aber anders als Steinplatten, wölbten und rollten sich die Schriftstücke aus Pergament und Papyrus. Man legte also auf den Schriftstapel eine Holzplatte, Buchenholz erwies sich wegen seiner Formstabilität als sehr geeignet. Wahrscheinlich beschwerte man diese Holzplatte dann mit einen Stein, da gerade Pergament beim Trocknen ein starkes Bedürfnis hat wellig zu werden und dabei recht viel Druck erzeugt. Sinnvoller war es, nicht nur eine Holzplatte auf den Schriftstückstapel zu legen, sondern auch eine darunter. Man konnte dann beide Platten mit einem Lederriemen zusammenschnüren und fertig war ein Buch, - ein thematisch sortierter Dokumentenstapel, der zwischen zwei Buchenbrettern verschnürt war. Das machte das Verwahren ungleich einfacher, man schrieb auf das Buch, welchen Inhalt es hatte und stapelte die Bücher übereinander wie früher die Schriftsteine, allerdings bei vielfach so großem Inhalt. Bei Bedarf ließ sich das Buch problemlos an einen anderen Ort verbringen.

Irgendwann kam dann ein schlauer Mensch auf die Idee, die beiden Buchenbretter an einer Seite mittels eines Lederscharniers, eines Buchrückens, zu verbinden. Das ging schon in die Richtung des heutigen Buchs. Aus dem Lederriemen, der das Buch verschnürte wurde nach und nach eine Metallschließe, die die Buchenbretter an der dem Scharnier gegenüberliegenden Seite zusammenhielt und für den nötigen Anpressdruck sorgte. Einfachere Bücher wurden lediglich vorn mit an den Deckeln angebrachten Lederbändern verschnürt bzw. mit Gurten mit Riemenschnallen gesichert. Nun brauchte man nur noch auf die Idee zu kommen, einem Seitenverlust vorzubeugen und auch zu verhindern, dass die Seitenfolge durcheinander geriet, indem man die einzelnen Blätter mit einer Kante innen mit dem Lederrücken so verband, dass man die einzelnen Seiten beim Blättern jeweils in der Leseposition hatte. Hierzu wurden zuerst die Einzelseiten mit Fäden zu einem Buchblock verbunden. Dieser Buchblock wurde dann im wortwörtlichen Sinne in die mit einem Lederrücken verbundenen Deckel, dem Einband, eingebunden. Damit war das Buch an und für sich aus technischer Sicht fertig. Und da ein Buch auf Grund des teuren Pergaments sehr wertvoll war, kam es auf etwas mehr Handarbeit nicht mehr an. Das bedeutet, dass das Buch folgerichtig auch repräsentativ ausgestattet wurde, in dem die Buchenbretter zu den Kanten hin abgeflacht wurden, mit Leder, Brokat oder anderen wertvollen Stoffen überzogen wurden, bemalt, beschriftet, vergoldet und mit Metallbeschlägen versehen wurden.
Der Kreativität und Individualität standen keine Hindernisse entgegen. Ein Buch wurde zum Produkt vieler verschiedener Handwerker und Künstler. Die Seiten wurden von einem Schriftkünstler per Hand geschrieben, ein Kunstmaler ergänzte Zeichnungen und Gemälde, ein Buchbinder fertigte das eigentliche Buch, während Metallhandwerker und Vergolder die Beschläge anfertigten. Die Fertigung eines Buches dauerte unter Umständen mehr als ein Jahr. Es versteht sich, dass solche historischen Bücher nicht nur heute extrem teuer sind, sondern dass sie das auch damals schon waren, denn, obwohl die Produzenten dafür kaum entlohnt wurden, so mussten sie (mit Familie) monate- oder gar jahrelang verpflegt und mit Unterkunft versorgt werden und das war auch damals nicht billig. Es gibt noch heute Künstler, die nach diesen alten Verfahren neue Bücher als Einzelauflage zu Preisen von Mittelklasseautos herstellen. Sie können das billiger haben, indem Sie es selbst machen. Sie brauchen nicht mehr, als einige Grundprinzipien zu verstehen und viel, viel Zeit und Geduld. Das ist aber nicht Thema dieses Exkurses. Er soll Ihnen nur die Grundlage bieten, auf der Sie sich, sofern Sie das möchten, entsprechend selbst weiterentwickeln können.
Sie können diese Anleitung auch als E-Buch erwerben, nach und nach lesen und als Nachschlagewerk nutzen. Zum E-Buch Kauf   'Bücher selbst binden'.

Abbildung 1

ein mittelalterliches Buch imitierendes, handgeschriebenes Buch aus der Zeit des Historismus
Buch Historismus, mittelalterliches Buch imitierendBuch Historismus, mittelalterliches Buch imitierend

Um 1890 handgefertigtes Buch mit leinenüberzogenen Holzdeckeln. Handschriftlich eingetragene Gedichte von Jean Hendrichs Düsseldorf. An Auswaschungen der Seitenvorderkante erkennt man, dass das Buch lange Zeit mit einem Vorhängeschloss gesichert war, aber auch, dass sich die Seiten bereits während der Gebrauchszeit 1893 gelöst hatten. So aufwändig der Einband ist, so wenig Wert hat der Buchbinder auf die Haltbarkeit gelegt. Trotz der schweren Deckel wurde der Buchblock, die einzeln klebergebundenen Seiten, fadenlos mit den Vorsatzblättern an die Deckel geleimt.



Auch heute sind verschiedene Bindetechniken sinnvoll. Bestimmend ist allerdings nur noch der Zweck, denn Materialien sind für jede Art von Bindung in beliebiger Menge beschaffbar und auch der Preis dürfte kaum eine Rolle spielen. Aber die Zeit.
Möchte ich lediglich ein Exposé vervielfältigen, also ein sehr dünnes Buch, so entscheide ich mich für das Binden eines Heftes, denn dem Aufwand sind rein sachlich Grenzen gesetzt.
Soll ein Manuskript zur Vorstellung eines Romans angefertigt werden, so ist die Sachlage ähnlich, aber wegen der Anzahl der Blätter reichen die Möglichkeiten eines Heftes nicht mehr aus.
Ist es allerdings mein Ziel, ein verkaufsfähiges Produkt bzw. ein sehr individuelles Geschenk herzustellen, so kommt nur ein Buch mit festem Einband in Frage.
All das möchte ich hier in meiner Ausführung behandeln. Und da traditionell gebundene Bücher aus eingebundenen Heften bestehen, fange ich mit dem Heft an.

1. Das Heft

Jeder weiß, wie ein Heft aussieht, denn es begleitete uns seit früher Jugend in Form von Malheften, Schulheften und Comics. Wer schon etwas älter ist, der ist noch mit fadengebundenen Heften in Berührung gekommen, denn sicher bis in die 1970er Jahre waren die Seiten der meisten Schulhefte mit dünnem Faden durch den Einband geheftet. Das Wort Heften kommt aus der Schneiderei, hat also auch etwas mit dem Begriff Faden zu tun. Heften bedeutet in der Schneiderei, ein Kleidungsstück oder ein anderes Werkstück mit weiten Stichen provisorisch zu zusammenzunähen, um es anzupassen und im Falle eines Mangels wieder leicht auftrennen zu können.
Das Heft hatte daher seinen Namen erhalten, weil seine Seiten mit Faden geheftet waren. Nun ein Heft will man nicht unbedingt wieder auflö:sen, aber ansonsten ist es richtig. Die Seiten wurden mit weiten Stichen aneinander befestigt.
Und hier muss ich doch noch einmal auf das Buch zu sprechen kommen. Ich hatte geschrieben, dass die einzelnen Buchseiten mit dem Einband verbunden wurden. Man könnte sicher an der Hinterkante jeder einzelen Seite mehrere Fäden vernähen und diese dann mit den später beschriebenen Techniken am Bucheinband befestigen. Das ist machbar, aber aufwändiger als nötig. Viel einfacher ist es, Doppelseiten herzustellen, diese mittig zu falten und den Faden durch die Falz zu führen. Und genau so hat man anfangs auch Bücher erstellt. Nicht aus einzelnen Heften im heutigen Sinne, sondern aus gehefteten Doppelseiten, was bei sehr dickem Papier sogar heute noch sinnvoll sein kann.
Heute spricht man von Heften, wenn eine gewisse Menge von Blättern zu einer Einheit verbunden werden. Je nach Dicke des Papiers, aber auch nach eigenem Geschmack, staffelt man hierzu bei traditioneller Bindung mehrere gefaltete Doppelseiten ineinander.
Zwei Dinge muss man allerdings dabei bedenken:

1. Das Heft

  • 1.)   Heft mit Fadenbindung

    Abbildung 5



    Die Blätter wurden nach oben angegebenem Seitenschema gedruckt und liegen nach Seiten
    sortiert übereinander. Die Seitenzahlenfolge wurde nochmals überprüft.



    Abbildung 6



    Die Blätter wurden in Mitte gefaltet und dann entsprechend der Seitenfolge ineinander gesteckt. Ich ziehe es vor, jede Seite einzeln zu falten, da das Ergebnis genauer wird und die Kanten dann am Ende der Heftherstellung nicht mehr so stark beschnitten werden müssen. Aber es ist zeitaufwändig.
    Man kann natürlich auch die fertig gehefteten Bätter gemeinsam falten, das wird dann aber häufig nicht so genau und erfordert anschließend einen stärkeren Kantenschnitt. Im schlimmsten Falle steht die Schrift sichtbar schief.

    Abbildung 7



    Nach Einzeichnen der Fadenlöcher werden diese mit einer Nähahle vorgestochen. Dabei muss man sorgfältig darauf achten, dass die einzelnen Blätter beim Lochen exakt übereinander liegen. Die Lochabstände sind dabei eigentlich nicht relevant und eher eine Frage der Optik. Üblich für Einzelhefte mit Einband ist es, ein Loch in der Mitte und die Strecken darüber und darunter dann ebenfalls mittig zu lochen. Wenn Sie Hefte binden, um diese später zu einem Buch zusammenzufassen, sollten Sie darauf achten, dass das Schema bei allen Heften identisch ist. Für manche Bindearten ist das genaue übereinanderliegen der Fadenlochungen Voraussetzung.

    Abbildung 8



    Nochmals legen wir die aufgefalteten Blätter sorgfältig übereinander. Dann fahren wir mit Nadel und Faden von der Heftinnenseite durch das untere Loch und gehen über den Heftrücken durch das mittlere Loch zurück auf die Heftinnenseite. Von dort führen wir den Faden durch das obere Loch zurück auf den Rücken um von dort erneut durch das mittlere Loch nach vorne zu stoßen. Anschließend ziehen wir an den Faden straff und verknoten beide Enden miteinander. Der Knoten liegt im Centerfold. (Bei Heften dieser Art, die zur Buchherstellung dienen sollen, bindet man die Hefte so, dass die Knoten auf den Heftrücken liegen. Man beginnt mit dem Vernähen also an der Außenseite.)
    Wer genau hinschaut, sieht an diesem Beispiel auch, dass nicht darauf geachtet wurde, dass das Heft aus einer geraden Anzahl von Blättern besteht. Das Centerfold ist eine Le(e/h)rseite.

    Abbildung 9



    Wer eine Buchpresse hat, kann das rohfertige Heft noch einmal pressen, um die Rückenfalz zu verbessern. Man kann dabei auch mehrere übereinandergestapelte Hefte gleichzeitig pressen. Lässt man die Hefte über Nacht unter der Presse, so sind sie anschließend schön flach. Wer keine Presse hat, kann die Hefte auch zwischen zwei Bretter packen und die Bretter mit einer (oder jedem Ende einer) Schraubzwinge zusammenpressen.

    Abbildung 10



    Zum Schluss werden noch die Kanten beschnitten. Wichtig ist es vorne, da die Innenseiten - wie bereits beschrieben - vorstehen. Schöner sieht es aus, wenn auch Ober-und Unterkante glatt geschnitten werden.

    Abbildung 11


    Das fertige Heft in Fadenbindung.



  • 2.)   vernähtes Heft

    Nun wurde ja während der allgemeinen Beschreibung des Heftes angeführt, dass die Technik der Fadenheftung dem Schneiderhandwerk entnommen wurde. Beachtet man nun das Schneiderhandwerk, so ist dort die Entwicklung nicht im Mittelalter stehen geblieben. Jeder professionelle Schneider und Hobbyschneider benutzt heute zum Nähen, aber auch zum Heften, eine (elektrische) Nähmaschine. Was liegt ferner, den Schneidern auch dieses Mal auf die Finger zu schauen und das Heft mit einer Nähmaschine zu heften? Und das geht natürlich deutlich schneller als per Hand, erzeugt allerdings auch ein völlig anderes Bild.

    Abbildung 12


    rationelles Vernähen der Hefte mit Maschine.



    Ob man die Heftseiten mit einer alten mechanischen oder neueren elektrischen Nähmaschine heftet, ob man das Handrad langsam per Hand dreht (bei dicken Heften sinkt so die Möglichkeit eines Nadelbruchs!) oder geübt mit voller Motorkraft näht, hängt von Geschick und Übung ab. Eines muss man beachten: Papier hat mehr Schlupf als Stoff, d.h. trotz weitester Sticheinstellung ist der Lochabstand gering. Hilft man nicht unter Umständen etwas mit sanftem Druck nach, so wird die Naht so perforiert, dass die Einzelseiten später leicht in der Naht abreißen.
    Das kann wiederum ein gewünschter Effekt sein z.B. bei einem Abrisskalender. Hier empfiehlt es sich allerdings unterhalb der Bindenaht eine Perforation anzubringen, bei der man den Stichabstand bewusst klein stellt und keinen Faden in die Maschine einlegt.

    Wir hatten das Heft in diesem Beispiel ohne Einband vernäht. Bei Vernähen mit Einband müsste das Heft dann nur noch beschnitten (Abb. 10) werden und wäre fertig.
    In unseren Fall bringen wir den Einband nachträglich über dem Textblock an, damit die Naht außen nicht sichbar ist. Verschiedene Methoden führe ich später unter dem Punkt 'Einband' auf.
    Durch die Nahtperforation lässt sich der Textblock sehr gut in der Naht falten. Man kann also bei dieser Art Bindung gut auf ein vorheriges Falten der Einzelblätter verzichten.

    Abbildung 13


    Eine Kleberspur wird neben der Falz angebracht.



    Nach Falten von Textblock und Umschlag bringe ich auf beiden Textblockseiten eine Kontaktkleberspur (z.B. Pattex) entlang der Falz an. Ebenso verfahre ich auf der Innenseite des Umschlages. Diesen Kleber lasse ich vollständig trocken werden.

    Abbildung 14


    Nach Antrocknen des Klebers werden Umschlag und Textblock ineinander geschoben
    und der Kleber durch Bügeln der Hinterkante aktiviert.



    Erst dann schiebe ich den Textblock in den Umschlag und fahre mit einem heißen Bügeleisen bei zugeklapptem Heft auf beiden Seiten oberhalb der Klebestellen entlang des Rückens. Dadurch weicht der Kleber wieder an und verbindet sich. Für diese Arbeit habe ich mir auf einem Flohmarkt ein kleines Reisebügeleisen beschafft, das weniger als halb so groß wie ein normales Bügeleisen ist.
    Jetzt muss das Heft nur noch entsprechens Abb. 10 an den Kanten beschnitten werden.

    Abbildung 15


    Das Heft ist fertig. Das gesamte Verfahren lässt sich sehr rationell für eine größere Anzahl von Heften anwenden.




    Es gibt noch anzumerken, dass man entsprechend der folgenden Abb. 17 das Heft (mit oder ohne Umschlag) auch im gefalteten Zustand entlang der Falz vernähen kann. Bei dickeren Heften benötigt man dann allerdings eine starke Nähmaschine oder Sattlermaschine und muss die Maschine gegebenenfalls sogar langsam per Hand drehen, damit die Nadel nicht bricht.

  • 3.)
    Heft mit Klammerbindung

    a). Diese Art der Bindung begegnet uns täglich. Alle Zeitschriften und Illustrierten sind so gebunden, da das Verfahren nach Seitendruck, Sortierung und genauem Üereinanderlegen der Seiten mit einem einzigen Arbeitsschritt auskommt. Die Seiten werden schlicht vom Einband her durch die Falz mit einem Drahthefter geklammert.

    Abbildung 16

    alter Heftaparat
    Solche alten Hefter, die quer zum Hefterscharnier Klammern, findet man mit Glück noch auf Flohmärkten.
    Das in der Falz mit Drahtklammern geheftete Heft.




    Ein Problem ergibt sich hier allerdings für den, der spontan ein Buch mit Drahtklammern heften möchte. Früher, als es in Betrieben noch Gang und Gäbe war, Broschüren und Verkaufsunterlagen selbst einzeln zusammenzustellen und als Heft zu heften, waren Hefter weit verbreitet, bei denen quer zum Hefterscharnier geheftet wurde. Man konnte daher das vorbereitete Heft seitlich umfassen und in der Falzlinie klammern. Heute werden solche im Wortsinne richtigen Hefter nicht oder kaum angeboten, sondern Tacker, mit denen die Klammern parallel zum Tackerscharnier angebracht werden. Man benötigt zum Heften mit Drahtklammern daher entweder einen sehr großen gewerblichen Hefter (Abb. 21), dessen Auslage bis in die Heftfalz reicht, oder einen alten Hefter, der quer zum Scharnier heftet.

    b). Steht nur ein 'normaler Tacker' zur Verfügung, so gibt es die Möglichkeit, das gefaltete Heft an der Hinterkante quer zur Falz zu heften. Hierzu reicht bis zu einer bestimmten Seitenzahl ein normaler Bürohefter (-tacker) in der heute üblichen Form.

    Abbildung 17

    Heften mit Drahtklammern

    Unschön sind die auf der Rückseite des Einbands hervorstehenden Klammerenden. Man schlägt sie leicht mit einem Hammer etwas flach. Noch besser ist es, den Rücken anschließend mit Gewebeband so zu überkleben, dass die Klammern verdeckt werden. Zum Überkleben kann man auch einen u-förmig gefalteten Pappstreifen verwenden. Diese Möglichkeiten werden unter dem Stichpunkt 'Einband' beschrieben.

    Abbildung 18

    Heften mit DrahtklammernHeften mit Drahtklammern
    das Umkleben des Rückens mit Gewebeband, das fertige Heft



    2. Der Block

    a) heftloser Blocksatz

    Das ist die heute verbreiteteste Bindeform, die nur noch dem Namen nach etwas mit Binden zu tun hat. Hierzu werden erst einmal alle Seiten gedruckt, je nach Format jede Seite in Blattgröße, oder zwei Seiten A5 auf einem A4 Blatt, Vorder- und Rückseite bedruckt oder eben nur einseitiger Druck. Das hängt einzig von Ihrer Vorstellung vom fertigen Buches ab.
    Hier geht es um das Manuskript eines Theatertextes im hier üblichen Format A5quer. Wir haben hierzu zwei A5 Seiten auf jedes A4 Blatt gedruckt und die Rückseite unbedruckt belassen. Der Vorteil, beim heftlosen Satz ist, dass man sich keine großen Gedanken um die Seitennummern machen muss. Sie werden bei formatfüllendem Druck fortlaufend nummeriert, bei zwei Buchseiten pro Druckseite (zweispaltigem Seitensatz) gilt die oben erläuterte Nummerierungsfolge - VS rechts/ RS links/ RS rechts/ VS links. In unserem Falle, bei einseitigem Druck wurden die Seiten schlicht fortlaufend nummeriert. Hätten wir auch die Rückseiten genutzt, so wäre es ein klein wenig komplizierter geworden, nämlich die Nummerierungsfolge VS oben/ RS oben/ VS unten/ RS unten.



    Abbildung 19


    Buch binden - Einzelseiten
    Wie man sieht, fällt beim heftlosen Blocksatz erst einmal viel Papier an.



    Man kann allerdings die Arbeit in Einzelabschnitte einteilen, in dem man z.B. erst einmal die ersten 20 Seiten zusammenführt, dann die nächsten 20 bearbeitet und mit den zuvor bearbeiten Teilblöcken zusammenführt, usw. .

    Abbildung 20


    Buch binden - Seiten zuschneiden
    Nach dem Zuschneiden sieht es schon mehr nach Buch aus.



    Hat man alle Einzelseiten zusammengelegt, blättert man noch einmal den Block durch, bzw. bei mehreren gleichzeitig gefertigten Blöcken stichpunktmäßig einen der zusammengelegten Blockstapel, um sich zu vergewissern, dass die Seitenfolge stimmt, kein Blatt vergessen wurde bzw. auf dem Kopf steht. Das hört sich überflüssig an, allerdings findet man solche Fehler - wenn auch selten - selbst bei professionell hergestellten Büchern. Ist alles korrekt, so schlägt man die Kanten bündig. Insbesondere die Vorderkante sollte exakt sein. Unregelmäßigkeiten fallen hier am meisten auf. Auf der Rückseite hingegen werden diese durch den Rücken des Einbandes verdeckt.

    Man kann diesen Block nur auf verschiedene Art binden.



    b) Buchblock aus Heften



    Abbildung 33


    Buch binden - Einzelseiten
    Die Hefte wurden aus den einzelnen Blättern zusammengelegt.



    Ich hatte im vorherigen Abschnitt verschiedene Methoden zum Binden von Heften vorgestellt. Alle davon können Ausgangspunkt zur Fertigung des Buchblocks sein. In diesem Falle sind die Hefte noch nicht gebunden, denn ich möchte zwei weitere Methode vorstellen, die nur zur Herstellung eines Buchblocks sinnvoll sind.

    Block aus gefalzten Doppelblättern

    Eigentlich spielt diese Methode keine Rolle mehr. Wenn, dann nur noch bei einzelgefertigten Hardcoverbüchern, in denen nur relativ wenige und dicke Büttenpapierseiten verwendet werden. Für Paperbackbücher ist das Verfahren nur insofern interessant, als dass ein für Hardcoverbücher für dieses Verfahren vorbereiteter Satz (siehe Seitennummern Kapitel I) auch zur Herstellung einfacher Paperback-Manuskripte genutzt werden soll, widerspricht es doch der Vorgabe, dass Paperback eine Reduzierung auf einfachste und wenige Arbeitsschritte bedeutet. Ein geringer Vorteil gegenüber eines Satzes mit Heften ergibt sich derart, dass es leichter ist, später Texte einzuschieben, insbesondere, wenn man damit wartet, bis diese neuen Textanteile genau 4 Seiten umfassen. Man muss dann keine Seiteninhalte verschieben, sondern die Seiten ab dem Einschub nur neu numerieren. Bei Heftsatz bedeutet das Einschieben von neuen Texten aufwändiges Verschieben aller Texte, die dem Einschub folgen. (Natürlich kann man auch bei allen Verfahren Einzelseiten bzw. bei Fadenbindung Doppelseiten einfach zwischen den Block schieben und mit einbinden.)

    Abbildung 50


    Buch binden - Buchblock klammern    Buch binden - Buchblock klammern
    Block aus Falzseiten


    Hier wurden die als Doppelseiten gedruckten Blätter mittig gefalzt und entsprechend der Seitennummern zusammengelegt. Nun kann man sie am Rücken mit Heißleim oder Kaltleim bestreichen. Wegen der größeren Klebefläche der gefalzten Seiten ist eine solche Verklebung haltbarer als die bei Verklebung von Einzelseiten. Möglich ist auch eine seitliche Heftung an der Rückenkante.

    Abbildung 51


    Buch binden - Buchblock klammern    Buch binden - Buchblock geklammert

    links geklebter und rechts geklammerter Buchblock



    3. Der Einband

    Hier gibt es prinzipielle Unterschiede zwischen einfachen Paperbackeinbänden und Pappeinbänden (Hardcover).

    I - Paperback

    Bei Paperbackeinbänden muss man noch dazwischen unterscheiden, ob es sich um einen einteiligen Einband, einen zweiteiligen- oder gar dreiteiligen Einband handelt. Die Art des Paperbackeinbandes ergibt sich rein sachlich aus dem Zweck der Buchherstellung, der vorhandenen Größe des Einbandkartons und der gewünschten Optik.
    Ein einteiliger Einband muss ja nicht nur ausreichen, Vorder- und Rückseite des Buches zu bedecken, auch für den Buchrücken muss er noch ausreichen. Das bedeutet, der Einbandkarton muss mehr als doppelt so groß sein wie eine Buchseite. Wenn Sie also ein Buch im Format A5 anfertigen und die Blockbreite nicht um wenigstens die halbe Rückenbreite beschneiden wollen bzw. das nicht können, so reicht ein A4 Blatt nicht als Einband aus. Sie müssen dann den Verschnitt in Kauf nehmen, der bei Verwendung eines A3 Kartons für den Einband unvermeidbar ist.



    4. Block und Einband gemeinsam binden

    Das ist die einfachste uns schnellste Art, ein Paperbackbuch zu binden. Das Verfahren eignet sich insbesondere für Manuskripte, bei denen die äußere Form sauber und ansprechend sein soll, bei denen aber alleine der Zweck - u.U. genau einmal gelesen zu werden - im Vordergrund steht.