Geschäftsmodelle von On-Demand Verlagen

Es gibt natürlich Vertragsfreiheit, das bedeutet, es mag wohl Firmen geben, die die (funktionierenden) Geschäftspraktiken anderer Firmen eins-zu-eins kopiert haben, aber prinzipiell kann jeder Verlag bestimmen, unter welchen Bedingungen er mit Ihnen einen Dienstleistungsvertrag abschließt. Es ist Ihre Freiheit, hierzu 'Ja' oder 'Nein' zu sagen.
Ein kleiner Verlag, der den Markt noch erobern will, muss aus diesem Grunde eher kundenfreundliche Angebote machen, ein großer Verlag bzw. Druckdienstleister kann es sich erlauben, Geschäftsbedingungen zu formulieren, die einen großen Teil der Interessenten verprellen. Es entspricht kaufmännischer Vernunft, die Bedingungen für Angebote so festzulegen, dass genau so viele Kunden darauf zurückkommen, wie kapazitätsmäßig ohne risikoreiche Geschäftserweiterung bedient werden können. Umgekehrt heißt das, alle anderen durch einseitige und ungünstige Bedingungen zurückzuweisen. Das ist schlicht auch eine Minimum-Maximum Rechenaufgabe. Die Kosten werden für Interessenten so hoch angesetzt, bis genau so viele ihr Interesse verlieren, wie ohnedies aus Kapazitätsgründen nicht bedient werden könnten oder die 'Lenkung' in Richtung der speziellen Geschätsinteressen bewirkt, dass bestimmte Aufträge überteuert scheinen, andere des selben Anbieters besonders günstig sind.
Aber das hat auch eine Kehrseite. Natürlich verdient eine Firma, die sich in der Lage befindet, sich ihre Kunden aussuchen zu können, auch so gut, dass sie hohe Investitionen in ihre Drucktechnik vornehmen kann und unter Umständen in der Tat einen besseren Service liefert. Die Entscheidung darüber, für welchen On-Demand-Verlag Sie sich entscheiden, hängt daher nicht zuletzt von der Zielsetzung Ihrer geplanten Veröffentlichung ab.

Wollen Sie ohne kommerzielle Absichten ein einzelnes Buch oder eine Miniauflage für den Freundes- oder Familienkreis drucken lassen, so kommen sie ganz sachlich zu einer anderen Entscheidung, als wenn Sie ein Buch selbst veröffentlichen und vermarkten wollen und sicher sind, dass Sie auch Verkaufserfolge haben werden. Denn der Verlag, der im ersteren Fall das deutlich günstigere Angebot hat, könnte im zweiten Falle Ihre Erwartung möglicherweise gar nicht erfüllen.

Zwischen diesen beiden Dienstleistungsmodellen gibt es jede Menge Angebote, die alle ihre eigene Position zwischen dem reinen Buchdruck und dem Vermarktungsservice gefunden haben.

Ich möchte Ihnen hier nur zwei sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle vorstellen:

a) Das überwiegend auf die Druckdienstleistung beschränkte Angebot von 1Buch.com . Hier beginnt der Preis für ein Paperbackbuch bis zu 32 Seiten bei 11,- Euro, steigert sich ab der 32. Seite und sinkt wiederum mit der Auflagenhöhe. Es gibt keine Mindestmenge und keine Mengenbegrenzung. Sie können daher ein einzelnes Buch fertigen lassen und dann das Projekt begraben. Ihre Daten werden dennoch kostenfrei ein Jahr gesichert, so dass Sie jederzeit Nachbestellungen vornehmen können.

In Zahlen sieht das beispielsweise für ein Taschenbuch mit 100 Schwarz-Weiß-Seiten wie folgt aus: (Stand 10. November 2010)
Die ersten 32 Seiten kosten inkl. des Einbands pauschal 6,01 Euro
jede weitere Schwarz-Weiß-Seite kostet 3 Cent, 68 Seiten somit 2,04 Cent
das Binden kostet nochmals 4,99 Euro
Somit kostet ein einzelnes Buch 13,04 Euro.

Es dürfte schwer sein, hier noch eine Verdienstspanne aufzuschlagen, aber wenn Sie das Buch nicht kommerziell fertigen, so dürften diese finalen Kosten in Deutschland kaum zu unterbieten sein.

Lassen Sie mehrere Bücher anfertigen, so gibt es ab 5 Exemplaren Rabatt, der sich mit der abgenommenen Menge erhöht. Ab 80 Büchern beträgt dieser Rabatt 14%, was unter den angenommenen Bedingungen zu einem Buchpreis von 11,22 Euro führt.
Mit diesen Kosten ist die gesamte Dienstleistung von 1buch.com bezahlt. Hinzu kommen nur noch die Versandkosten von 4,95 Euro. Sie gehen neben dem reinen Druckauftrag keine weitere Bindung zu 1buch.com ein. Sie behalten alle Urheberrechte an Ihrem Werk.

Aber auf Wunsch geht die Dienstleistung der Firma noch weiter, in dem die Möglichkeit geboten wird, dass Kunden das Buch bei 1buch.com direkt bestellen. Voraussetzung ist hier ein entsprechender Link auf einer eigenen Webplattform des Autoren.

b) Das Geschäftsmodell von Books-on-Demand ist hier völlig unterschiedlich. (Stand 10. November 2010)
Es zielt von vornherein auf eine Bindung des Autoren an die Firma.
Das ist besonders verwirrend bei dem Angebot 'Fun', das angibt eine Buchherstellung ab Null Euro Kosten zu ermöglichen. Und in der Tat, die Buchherstellung selbst kostet nichts, sofern sie virtuell bleibt und dabei kein materielles Buch ensteht. Ansonsten kostet das erste Buch 9,10 Euro. Ab 24 Büchern gibt es dann Mengenrabatt und 80 Bücher kosten dann nur noch 7,30 Euro. Der Rabatt steigert sich bis zu einem verbleibenden Buchpreis von 4,80 Euro, wenn mehr als 199 Bücher bestellt werden. Das ist wirklich günstig. Aber es sind eben nicht alle anfallenden Kosten. Zusätzlich berechnet BoD 1,99 Euro monatlich Speicherungskosten für ihre Buchdaten. Wird Ihr Buch verkauft, so ist das leicht zu verschmerzen. Bei einem Buch monatlich sind Sie noch immer minimal günstiger davon gekommen, als beim Modell a). Aber, verkaufen Sie denn ein Buch pro Monat? , bzw. wollen Sie das Buch überhaupt verkaufen. Wenn Sie ein Buch nur für sich oder einen engen Kreis anfertigen lassen, so fallen 5 Jahre lang jeden Monat 1,99 Euro an, also nochmals 119,40 Euro, sofern Sie nicht vergessen, den Vertrag mit BoD ein Quartal vor Ablauf zu kündigen. Denn bei BoD führt jeder Auftrag zu einem Vertrag mit einer Laufzeit von mindestens 5 Jahren. Bei vorzeitiger Vertragsbeendung fällt eine Aufwandsentschädigung von 299,- Euro an.
Was nicht aus dem Vertrag erkennbar ist, wäre die Möglichkeit, das Buchprojekt nach dem einmaligen Druck zu löschen, um so den Speicherkosten zu entgehen.

Mit dem Vertrag überlassen Sie BoD alle Verwertungsrechte an Ihrem Werk, selbst die kostenlose Weitergabe an Dritte. Insofern entsprechen die Vertragsbedingungen denen eines normalen Verlags, allerdings ohne das BoD dabei zugleich Verlagskosten und Verlagsrisiko übernimmt. In dieser Beziehung entspricht das Geschäftsprinzip von BoD dem der Bezahlverlage ('Druckkostenzuschuss-Verlage') und bietet gegen Gebühr Bewerbung und Vertrieb für Ihr Werk an.
Wollen Sie Ihre Bücher verkaufen und erzielen in der Tat mehr als einen Verkauf pro Monat, so ist das Angebot durchaus annehmbar. Ja BoD hat schon Bestseller geschaffen, bzw. wurde zum Sprungbrett für neue Autoren.
Möchten Sie jedoch nur ein oder wenige Exemplare Ihres Buches einmalig drucken lassen, so ist BoD sicher nicht Ihre Wahl.

© horst decker